Ob automatische Gesichtserkennung, medizinische Diagnosen oder Übersetzungen: Die Möglichkeiten der künstlichen Intelligenz (KI) seien phänomenal – aber ebenso die Risiken, warnte der britische Premierminister Rishi Sunak im Vorfeld des KI-Gipfels von London.
Mithilfe von KI könnten chemische und biologische Waffen noch schneller entwickelt werden als bisher. «In den Händen von Terroristen ist dies eine existenzielle Bedrohung», so Sunak.
KI könnte von Kriminellen auch für Cyberangriffe, Betrug oder die Manipulation von Wahlen benutzt werden. Und: «Die schlimmste Bedrohung ist, dass die Menschheit gar die Kontrolle über die künstliche Intelligenz verliert», mahnte der britische Premier.
Neue Medikamente? Kernfusion?
KI biete aber auch riesige Chancen, betonte Sunak: «Dank künstlicher Intelligenz wird die Kernfusion vielleicht bald Wirklichkeit. Eine neue Energieform ohne gefährliche Emissionen. Sie kann vielleicht den Welthunger beenden, indem Nahrung schneller und billiger produziert werden kann.»
Auch könnten mittels KI Medikamente gegen Demenz oder neue Impfungen entwickelt werden, so der Premier.
Die Wahrheit liegt zwischen Killer-Robotern und neuen Wundermedikamenten.
Die Wissenschaft spricht ein bisschen weniger pathetisch über KI: «Die Wahrheit liegt zwischen Killer-Robotern und neuen Wundermedikamenten», sagt der Direktor der britischen Akademie der Wissenschaft, Hetan Shah. Das Problem sei, dass sowohl Risiken wie Nutzen von KI völlig überzeichnet würden.
KI nehme uns zunächst einmal langweilige Arbeiten ab – wie Fussnoten schreiben oder Laborproben auswerten. «Aber wenn Politiker in Videos plötzlich täuschend echt Dinge äussern, die sie gar nie gesagt haben, dann haben wir tatsächlich ein Problem», so Shah.
Deshalb sei es eine gute Idee, den Umgang mit künstlicher Intelligenz zu regulieren.
London strebt weltweite Charta an
Die britische Regierung möchte dies nicht einzelnen Ländern oder gar Firmen überlassen. Sie möchte eine globale Regulierung – eine Art Charta der guten Nutzung von KI.
Katie O'Donovan von Google Grossbritannien ist skeptisch, ob dafür die Zeit reicht. Schliesslich würden neue Gesetze normalerweise während Jahren in Kommissionen und Parlamenten debattiert, bevor sie in Kraft treten.
Im Vergleich zum Gesetzgebungsprozess schreitet die digitale Entwicklung mit Lichtgeschwindigkeit voran.
«Die digitale Entwicklung schreitet im Vergleich jedoch mit Lichtgeschwindigkeit voran. Wir müssen unsere Regulierungsprozesse anpassen und beschleunigen», so O'Donovan. Darüber müsse man bei dem Treffen in London reden.
Der Gipfel in Grossbritannien ist längst nicht der erste Versuch, KI zu regulieren. Noch nie aber sassen so viele globale Akteure gemeinsam an einem Tisch. Das kann Premierminister Sunak durchaus als Erfolg verbuchen.
In Grossbritannien staunen jedoch viele, wenn er auf der grossen Bühne so vehement vor dem Missbrauch von KI warnt. Denn exakt in diesen Tagen hat die britische Regierung die Polizeibehörden aufgefordert, die Gesichtserkennung im öffentlichen Raum massiv auszubauen.
Mithilfe von künstlicher Intelligenz.