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Trump brüskiert May Wie eine brennende Stange Dynamit in der Downingstreet

Was Donald Trump von Theresa Mays Brexit-Plänen hält, tat er in einem Interview mit der Boulevardzeitung «The Sun» kund. Der US-Präsident plädiert darin für einen harten Brexit . Er drohte May gar mit einem Scheitern eines möglichen Freihandelsabkommens zwischen Grossbritannien und den USA. Wie May damit umgeht, berichtet die SRF-Grossbritannien-Korrespondentin Henriette Engbersen.

SRF News: Was gibt es für Reaktionen auf Trumps Einmischung in die britische Innenpolitik?

Henriette Engbersen

Grossbritannien-Korrespondentin, SRF

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Engbersen ist seit Frühling 2017 Grossbritannien-Korrespondentin von SRF. Sie ist seit 2008 für das Schweizer Fernsehen tätig, zuerst als Ostschweiz-Korrespondentin und später als Redaktorin der «Tagesschau».

Henriette Engbersen: Heute Morgen hat ein Kommentator im Radio gesagt, es sei, wie wenn man eine brennende Stange Dynamit in die Downingstreet geworfen hätte. Es ist eine ziemliche politische Breitseite.

Zuerst muss Grossbritannien aus der EU austreten, bevor man überhaupt ein Freihandelsabkommen verhandeln kann

Trumps Meinung kann May nicht egal sein. Sie ist auf ein Abkommen mit den USA angewiesen. Was wird sie jetzt tun?

Ich bin gespannt, wie sie auf die Breitseite von Trump reagiert. Aber was Trump äussert, das sagen jene in Grossbritannien, die für einen harten Brexit sind, auch. Es ist deshalb nicht wirklich etwas Neues. Und zuerst muss Grossbritannien aus der EU austreten, bevor man überhaupt ein Freihandelsabkommen verhandeln kann. Das heisst, die Aussagen von Trump haben noch keine direkten Folgen. Es ist sicherlich nicht von Vorteil, was er sagt, denn May hat kürzlich ein Brexit-Strategiepapier publiziert. Trump giesst mit seinen Aussagen weiter Öl ins Feuer und gibt jenen, die für einen harten Brexit sind, Aufwind.

Wie können die Befürworter eines harten Brexits von diesem Interview profitieren?

Das bleibt abzuwarten. Kurzfristig jubeln die Befürworter eines harten Brexits vielleicht, doch das Interview könnte auch May helfen. Barack Obama hat sich ebenfalls während seiner Amtszeit in die britische Politik eingemischt. Er sagte vor der Brexit-Abstimmung, er fände es gut, wenn die Briten in der EU blieben. Damals wurde das vom britischen Volk gar nicht goutiert. Die Briten mögen es grundsätzlich nicht, wenn man sich in ihre Politik einmischt. Deshalb kann es gut sein, dass May es zu ihren Gunsten drehen kann, dass Trump mit der grossen Kelle anrührt und damit alle im Land ein bisschen verärgert hat.

Trump trinkt im Verlauf des heutigen Tages noch mit der Queen Tee. Wie wird dieser Tag wohl verlaufen?

Die grosse Frage wird sein, wie Theresa May auf diese Breitseite reagiert. Man hofft, dass heute nicht noch mehr explosive Aussagen von Donald Trump kommen. Dieser Artikel in der «Sun» hat vermutlich viele, die es sich überlegt haben, am Abend an eine Demo zu kommen, davon überzeugt, dass sie wirklich gehen sollten. In London werden bis zu 100’000 Leute erwartet, die gegen Trumps Besuch protestieren wollen.

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