Zum Inhalt springen

Trump kündigt Klimaabkommen Kann China sich nun als Saubermann aufspielen?

Wenn China heute Bedauern über die Kündigung des Klimaabkommens durch die USA äussert, ist das für den früheren SRF-Ostasien-Korrespondenten Urs Morf nur teilweise ehrlich gemeint. Denn insgeheim habe das Land schon fast gehofft, dass Donald Trump diesen Schritt vollziehe: «Das gibt den Chinesen eine gute Gelegenheit, sich als Staat zu profilieren, der seine Verantwortung eben wahrnimmt», sagt Morf.

Selbst schon einiges gemacht

Urs Morf

Box aufklappen Box zuklappen
Porträt Urs Morf

Urs Morf war von 2008 bis 2015 vollamtlicher SRF-Korrespondent für Ostasien. Davor war er lange Jahre für die «Neue Zürcher Zeitung» tätig und berichtete anfangs aus China und später aus der gesamten Region Ostasien. Morf lebt in Bangkok.

Es werde aber sehr schwierig für das Land, dieser Rolle auch wirklich gerecht zu werden, so Morf weiter. Trotzdem sei zu konstatieren, dass China in den letzten zwei, drei Jahren bei der Umstellung auf saubere Energien und der Reduktion der Klimaschadstoffe tatsächlich grosse Fortschritte gemacht habe. Viel grössere, als Experten je erwartet hätten.

Verlässlicher Partner beim Klima ...

Das allerdings auch aus eigenem Interesse, denn die Umweltprobleme des Landes seien immens. Und China halte sich im Allgemeinen genau an Abmachungen, die es habe mitgestalten können – wie eben das Klimaabkommen. In der Klimapolitik sei das Land deshalb ein verlässlicher Partner, ebenso bei Handel und Wirtschaft.

... doch es geht um mehr

China habe aber nicht nur die Umwelt und das Klima vor Augen. Es gehe ganz klar auch darum, als führende Weltmacht aufzutreten. «Dank Trump konnte sich Chinas Ministerpräsident Li Keqiang am Weltwirtschaftsforum in Davos ja schon profilieren als grosser Verteidiger des globalen Freihandels.» Und jetzt bekomme das Land auch noch die Chance, «sich als Saubermann der Welt aufzuspielen» in der Klimapolitik.

Meistgelesene Artikel