Die tschetschenische Regierung unter Machthaber Ramsam Kadyrow schreibt den staatlichen Musiksendungen ab dem 1. Juni die Beats pro Minute (BPM) vor. Minimal 80 und maximal 116 dürfen es noch sein, womit Genres wie etwa Techno nicht mehr in öffentlichen Radio- und Fernsehsendern gespielt werden dürfen.
Es ist ein neuer, fast absurder Versuch, den Einfluss westlicher Kultur auf die tschetschenische Gesellschaft zu minimieren.
Mit viel Widerstand von privaten Medien gegen die Anweisung des Kulturministeriums sei nicht zu rechnen, schätzt Gerhard Mangott, Politikwissenschafter an der Universität Innsbruck und Kenner der tschetschenischen Kultur. Vielmehr dürften die Privaten Selbstzensur üben, um nicht in den Repressionsapparat von Kadyrow zu geraten.
Es sei ein neuer, fast absurder Versuch, den Einfluss westlicher Kultur auf die tschetschenische Gesellschaft zu minimieren und diese dagegen zu immunisieren, so Mangott. Unter das Verbot dürften vor allem schnellere Pop- und Techno-Stücke (120-140 BPM) fallen, die laut Mangott vor allem in der städtischen Jugend der Republik mit ihren Inhalten durchaus Anklang finden.
Staatliches Radio und Fernsehen seien weiterhin wichtige Informationsträger für einen Grossteil der Bevölkerung, sagt Mangott. Über diese Kanäle läuft die ganze Propaganda des autoritären Regimes. In einem Land mit sehr wenig Freiräumen, Justizwillkür und prekärer Menschenrechtslage, wo paramilitärische Formationen Andersdenkende unter Druck setzen.