- US-Präsident Donald Trump will die Strafzölle gegen die Türkei deutlich erhöhen. Die Abgaben auf Aluminium und Stahl sollen auf 20 und 50 Prozent angehoben werden.
- Die Massnahme trifft die Türkei auf dem linken Fuss. Seit Jahresbeginn hat die türkische Lira mehr als ein Drittel an Wert verloren.
- Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan macht den Westen für den Kursverfall der Lira verantwortlich. Die Türkei kündigt Vergeltung an.
Zwischen den Regierungen in Ankara und Washington herrscht Eiszeit. Ausgelöst wurde die diplomatische Krise durch die Festnahme des US-Geistlichen Andrew Brunson. Die türkischen Behörden werfen ihm Verbindungen zum Prediger Fethullah Gülen vor, der nach Darstellung der Regierung hinter dem Putschversuch vor zwei Jahren steht. Brunson weist
die Vorwürfe zurück.
Wegen des Streits haben die Nato-Partner Türkei und USA bereits Minister des jeweils anderen Staates mit Sanktionen belegt. Der Streit trägt auch zu den Marktturbulenzen in der Türkei bei.
Nun verschärft Trump die Gangart: Die Zollsätze auf türkische Stahl- und Aluminiumprodukte sollen verdoppelt werden. Damit würden türkisches Aluminium mit 20 Prozent und türkischer Stahl mit 50 Prozent besteuert. «Unsere Beziehungen zur Türkei sind nicht gut zurzeit», twitterte Trump.
Neues Wirtschaftsprogramm
Praktisch gleichzeitig präsentierte der türkische Finanzminister Berat Albayrak einen ein Massnahmenpaket zur Stabilisierung der angeschlagenen Wirtschaft. In einer fast einstündigen Präsentation sagte er, die Regierung unterstütze voll eine «unabhängige Geldpolitik». Man wolle das Vertrauen in die Lira verbessern und werde die Inflation effektiv bekämpfen. Ausserdem werde das Budget gestrafft. Wie genau die Regierung das anstellen will, ging aus der Rede nicht hervor.
Seit Jahresbeginn hat die türkische Währung mehr als 40 Prozent an Wert eingebüsst, nachdem es schon 2017 um etwa ein Viertel nach unten gegangen war. Das treibt die Inflation immer mehr nach oben.
Ankara will Vergeltung
Erdogan nannte die starken Verluste an der Börse «künstliche Finanzvolatilität». Die Türkei werde eine Antwort darauf finden. «Das ist eine nationale Anstrengung.» Experten machen aber seine Politik für die Turbulenzen verantwortlich. Das Vertrauen in die Wirtschaft sei sowohl im In- als auch im Ausland verschwunden, sagte Seyfettin Gursel, Wirtschaftswissenschaftler an der Bahcesehir Universität in Istanbul.
In einer Stellungnahme aus dem Aussenministerium betonte ein Sprecher, die USA sollten wissen, dass sie Kooperation nicht mit Sanktionen und Unterdrückung erreichen könnten. Ankara werde seinerseits gegebenenfalls die Zölle auf US-Produkte erhöhen.