- Zwei Wochen vor der Stichwahl um das Präsidentenamt in Brasilien haben sich Jair Bolsonaro und Luiz Inácio Lula da Silva in ihrer ersten direkten Fernsehdebatte gegenseitig schwere Vorwürfe gemacht.
- Der linke Ex-Staatschef Lula warf Bolsonaro in der Debatte schlimme Versäumnisse in der Corona-Pandemie vor.
- Der rechte Amtsinhaber Bolsonaro dagegen griff Lula wegen der Korruption in dessen Amtszeit von Anfang 2003 bis Ende 2010 an.
Beide Kandidaten kämpfen derzeit in einem von Anschuldigungen geprägten Wahlkampf um jede Wählerstimme und versuchen, einzelne soziale, gesellschaftliche und religiöse Gruppen auf ihre Seite zu ziehen.
Keine Regierung auf der Welt hat mit der Pandemie und dem Tod so gespielt wie Sie.
Lula sagte bei der Fernsehdebatte beim brasilianischen Sender TV Bandeirantes Richtung Bolsonaro: «Ihre Nachlässigkeit führte zum Tod von 680'000 Menschen, von denen mehr als die Hälfte hätten gerettet werden können.»
Er fügte hinzu: «Keine Regierung auf der Welt hat mit der Pandemie und dem Tod so gespielt wie Sie. Tragen Sie nicht etwas vom Leid der Brasilianer auf den Schultern?» Lula bezeichnete den 67-jährigen Bolsonaro als den «König der Fake News».
Bolsonaro hatte das Coronavirus verharmlost und auch den Nutzen der Impfung in Zweifel gezogen. Ihm wird vorgeworfen, den Erwerb von Corona-Impfstoffen ausgeschlagen und verschleppt zu haben. Zudem liess Bolsonaro immer wieder Mitgefühl für die Angehörigen der Opfer vermissen. Die Zustimmung für Bolsonaro sank im Laufe der Pandemie immer weiter.
Deine Vergangenheit ist bedauerlich.
Bolsonaro dagegen griff Lula wegen der Korruption in dessen Amtszeit von Anfang 2003 bis Ende 2010 an. «Deine Vergangenheit ist bedauerlich», sagte er und forderte den 76-Jährigen auf, mit dem Lügen aufzuhören.
In der ersten Wahlrunde am 2. Oktober hatte Bolsonaro besser als in Umfragen prognostiziert abgeschnitten. Vor der Stichwahl gegen Lula am 30. Oktober ist das Rennen nun wieder völlig offen.