Worum geht es? Heute Dienstag soll das britische Parlament ein zweites Mal über das Brexit-Abkommen abstimmen. Premierministerin Theresa May hofft, doch noch eine Mehrheit zu bekommen. Sie braucht 318 Stimmen, damit ihr mit der EU ausgehandeltes Brexit-Abkommen sicher ratifiziert wird. Weniger könnten auch reichen, solange eine Mehrheit der abgegebenen Stimmen erzielt wird.
Wer ist für das Brexit-Abkommen?
Tory-Loyalisten: Rund 150 Abgeordnete aus der konservativen Fraktion gelten als loyal. Viele haben neben ihrem Mandat Ämter in der Regierung inne und müssten sie abgeben, wenn sie sich gegen das Abkommen positionierten.
Brexit-Delivery-Group: Auch diese Gruppe von rund 50 Tory-Abgeordneten steht der Premierministerin grundsätzlich zur Seite. Sie werden auch als «Brexit Delivery Group» (Brexit-Durchführungsgruppe) bezeichnet. Einen EU-Austritt ohne Vertrag lehnen diese Abgeordneten aber strikt ab.
Labour-Rebellen: Bis zu 25 Labour-Abgeordnete könnten versucht sein, für Mays Brexit-Abkommen zu stimmen. Entweder, weil sie selbst vom EU-Ausstieg überzeugt sind, oder weil sie wie die Abgeordnete Caroline Flint in ihren Wahlkreisen eine grosse Brexit-Wählerschaft haben.
Wer ist gegen das Brexit-Abkommen?
Konservative Brexit-Hardliner: Rund 80 Mann stark ist die so genannte European Research Group um den exzentrischen, einflussreichen Abgeordneten Jacob Rees-Mogg. Dazu kommen rund 20 weitere EU-Gegner. Ein harter Kern von 20 Tories ist einem No-Deal-Brexit alles andere als abgeneigt.
Labour-Loyalisten: Labour-Chef Jeremy Corbyn spekuliert auf Neuwahlen, sollte das Brexit-Abkommen scheitern. Rund 170 Abgeordnete dürften seinem Aufruf folgen und gegen den Deal stimmen.
EU-freundliche Labour-Hinterbänkler: Auf den Hinterbänken bei Labour ist eine etwa 50-köpfige Gruppe entstanden, die einen Brexit ohne Abkommen unbedingt verhindern will und teilweise ein neues Referendum fordert.
EU-freundliche Tories: Eine Gruppe von rund 10 Abgeordneten um den ehemaligen Generalstaatsanwalt Dominic Grieve kämpft für eine möglichst enge Anbindung an die EU oder gar eine Abkehr vom EU-Austritt.
Die unabhängige Gruppe: Acht ehemalige Labour-Abgeordnete und drei Ex-Konservative bilden diese Gruppe, die sich für ein zweites Referendum stark macht. Angeführt werden sie von dem charismatischen, ehemaligen Labour-Parlamentarier Chuka Umunna.
DUP: Die 10 Abgeordneten der nordirischen Protestantenpartei sind der Schlüssel für einen Erfolg Mays. Stimmt die DUP dem Deal zu, werden sich viele Brexit-Hardliner auch anschliessen, sind sich Beobachter sicher. Doch die DUP will keinerlei Sonderstatus für Nordirland akzeptieren, wie er im Brexit-Abkommen vorgesehen ist.
Weitere Opposition: Die Schottische Nationalpartei (SNP), die Liberalen, Grüne, die Waliser-Partei Plaid Cymru – die kleineren Oppositionsparteien haben gemeinsam rund 50 Abgeordnete. SNP-Fraktionschef Ian Blackford gehört zu den entschiedensten Kritikern des Abkommens.