Die Haftanstalt der Immigrationsbehörde befindet sich mitten in der thailändischen Hauptstadt Bangkok. Unweit von den Touristen- und Vergnügungsvierteln fristen hier 43 uigurische Flüchtlinge seit rund einem Jahrzehnt ihr Dasein.
Allein 2023 zwei Insassen gestorben
Die Zellen seien überfüllt, es sei laut und viele der Insassen litten an Krankheiten, sagt Polat Sayim, Flüchtlingsbeauftragter des Uigurischen Weltkongresses. Er wirft den Behörden zudem mangelnde medizinische Betreuung vor.
«Allein in diesem Jahr starben zwei Insassen, weil sie ungenügend behandelt und nicht rechtzeitig ins Spital gebracht wurden», erklärt Polat Sayim.
Vor rund zehn Jahren wurden mehrere hundert uigurische Männer, Frauen und Kinder nach der Einreise in Thailand festgenommen. Sie waren vor der Unterdrückung aus China geflohen und wollten über Südostasien in ein sicheres Drittland weiterreisen.
Bewaffnete Polizisten nach Thailand geschickt
Thailand sei für sie nur ein Transitland gewesen, erklärt Phil Robertson von der Nichtregierungsorganisation Human Rights Watch.
Zum Ärger Pekings durfte eine Gruppe uigurischer Frauen und Kinder schliesslich in die Türkei weiterreisen. Einige Wochen später deportierten die thailändischen Behörden jedoch eine weitere Gruppe zurück nach China.
Die chinesische Regierung habe ein Flugzeug mit bewaffneten Polizisten nach Thailand geschickt, so Robertson, um 109 Männer und auch Jungen abzuholen. Seither fehle von ihnen jede Spur.
Thailand will sich nicht entscheiden
Nach der gewaltsamen Abschiebung wurde Thailand international heftig kritisiert. Seither wolle die thailändische Regierung keine Entscheidung treffen, so Robertson. «Sie lassen diese Menschen deshalb sprichwörtlich im Gefängnis verrotten.»
Dabei hätten sich mehrere Staaten bereit erklärt, die Uiguren aufzunehmen, sagt Polat Sayim. Die thailändischen Behörden liessen sie aber nicht gehen.
Die thailändische Immigrationsbehörde will sich auf Anfrage nicht zum Thema äussern. Die Angelegenheit sei politisch äusserst heikel, weiss die thailändische Menschenrechtsaktivistin Chalida Tajaroensuk.
Thailand will Beziehungen zu China nicht gefährden
Die chinesische Regierung pflege gute Beziehungen zu den thailändischen Behörden, so Chalida weiter. Wirtschaftlich sei man ebenfalls von China abhängig, nicht zuletzt die Tourismusindustrie. Mit Peking wolle man es sich deshalb nicht verderben.
Dafür hat Phil Robertson kein Verständnis. Die festgehaltenen Uiguren müssten sofort freigelassen werden. Diese Menschen hätten es verdient, endlich ihr Leben zurückzuerhalten.