- Das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) hat über die Lage in der Ukraine und die Position der Schweiz informiert.
- Die Schweiz ergreife vorerst keine Sanktionen gegen Russland, sagt Staatssekretärin Livia Leu an einer Medienkonferenz.
- «Die Schweiz ist sehr besorgt», sagt Leu weiter. Man verurteile die Anerkennung der sogenannten Volksrepubliken Donezk und Luhansk durch Russland.
Durch die Truppenverlegung in die beiden ukrainischen Landesteile habe Russland die Integrität und Souveränität dieses Landes verletzt, führte die Staatssekretärin aus. Bereits zuvor hatten das EDA sowie verschiedene Schweizer Politiker das Vorgehen Russlands verurteilt.
Die Schweiz anerkenne die beiden selbsternannten Volksrepubliken nicht, sagte die Chefdiplomatin. Diese Gebiete gehörten weiterhin zur Ukraine. Man habe dies heute auch dem russischen Botschafter in der Schweiz mitgeteilt, der ins Aussendepartement zitiert worden sei. Im Übrigen verletzten die Schritte Russlands das Minsker Abkommen.
Vorerst keine Sanktionen
Der Bundesrat schliesse sich den Sanktionen von EU und USA nicht an. Sobald die EU ihre neuen Sanktionen ankündigt, werde sie die Landesregierung unter Berücksichtigung wirtschaftlicher, rechtlicher und humanitärer Gesichtspunkte analysieren. Eine Diskussion sei für die Bundesratssitzung vom Mittwoch terminiert, sagte Leu.
Gemäss einer Regelung von 2014 sind gemäss Leu aber Massnahmen in Kraft, die verhindern, dass internationale Sanktionen mit dem Umweg über die Schweiz umgangen werden. Dazu sind bereits einige Geschäftsbeziehungen eingefroren worden, etwa solche des Gründers der russischen Söldnerorganisation Wagner.
Bereits zuvor hatte das EDA die Anerkennung der ukrainischen Regionen in Luhansk und Donezk durch Russland als unabhängige Volksrepubliken auf Twitter verurteilt.
Klare Voten von Politikerinnen und Politikern
Nationalrätin Christa Markwalder (FDP), die Mitglied der Aussenpolitischen Kommission des Nationalrats ist und die der parlamentarischen Freundschaftsgruppe Schweiz-Ukraine angehört, geisselt das jüngste politische Manöver Russlands. Russlands Angriff auf die Ukraine sei einmal mehr eine eklatante Verletzung des Völkerrechts. Die Schweiz und der Westen müssten jetzt Farbe bekennen.
Balthasar Glättli, Parteipräsident der Grünen und Mitglied der Staatspolitischen Kommission, sieht in den Angriffen und Drohungen Russlands in der Ostukraine die Demokratie und die Rechtsstaatlichkeit in Gefahr, wie er auf Twitter schreibt. Um eine weitere Eskalation zu verhindern, müsse die Schweiz zusammen mit der EU bereit sein, harte wirtschaftliche und diplomatische Sanktionen zu ergreifen. Als Standort der Erdgaspipeline Nordstream 2 mit Sitz in Zug, die Europa mit Russland verbindet, habe die Schweiz eine besondere Verantwortung.
GLP-Nationalrat Beat Flach, Mitglied der Sicherheitspolitischen Kommission, ist überzeugt, dass sich Wladimir Putin nicht mit zwei kleinen ukrainischen Grenzprovinzen begnügen wird. Der russische Präsident wolle Europa destabilisieren, solange er die wirtschaftlichen Mittel dazu noch habe. Was Putin einmal habe, gebe er nicht wieder her.
SVP stört sich an «Twitter-Diplomatie»
Während die Grünen allgemein fordern, dass der Bundesrat Sanktionen gegen die russische Führung ergreife, stösst sich die SVP an der Reaktion des EDA: Sie kritisiert dessen Verurteilung der russischen Anerkennung der sogenannten Volksrepubliken von Donezk und Luhansk in der Ostukraine als «Twitter-Diplomatie». Diese von «geltungssüchtigen Diplomaten» artikulierten Stellungnahmen schadeten der Neutralität der Schweiz und müssten aufhören, schreibt die SVP auf Twitter.