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Warum verstärkt Russland seine Luftangriffe auf die Ukraine?
Aus SRF 4 News vom 05.01.2024. Bild: Keystone/EPA/Sergey Dolzhenko
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Ukraine unter Beschuss «Die jüngsten Luftangriffe zielen auch auf politischen Effekt ab»

Moskau hat in den vergangenen Tagen und Wochen Luftangriffe auf die Ukraine geflogen – die heftigsten seit Beginn des Krieges. Der Militärexperte Niklas Masuhr von der ETH Zürich erklärt, weshalb genau jetzt.

Niklas Masuhr

Sicherheitsanalyst

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Niklas Masuhr war Sicherheitsforscher am Center for Security Studies der ETH Zürich. Dort fokussierte er sich auf zeitgenössische Konflikte, Verteidigungspolitik und militärische Strategien. Zuvor war Masuhr an der Universität Kiel am Institut für Sicherheitspolitik angestellt.

SRF News: Warum nehmen die Luftangriffe auf die Ukraine zu? 

Niklas Masuhr: Politisch und strategisch geht es mutmasslich darum, dass der Ukraine, dem Westen, aber auch nach Russland hinein kommuniziert wird, dass Moskau die Initiative in diesem Krieg übernimmt, das Tempo und die Art des Krieges diktiert. Es gibt aber auch durchaus militärische Gründe: Beispielsweise will man demonstrieren, dass die Ukraine auf sich alleine gestellt ist und dass das nachlassende Interesse des Westens ausgenutzt wird im neuen Jahr.

Russland oder die Ukraine: Wer ist im Luftkampf überlegen?

Eine klare Antwort gibt es nicht. Aber Russland kann als Angreifer sozusagen bestimmen, ob es seine Mittel gegen einzelne ukrainische Städte einsetzt oder ob es mehrere ukrainische Städte unter Beschuss nimmt. Das ist durchaus ein russischer Vorteil.

Es lässt sich vermuten, dass komplexe und intensive Schläge für Russland nicht auf lange Sicht durchführbar sind.

Aber es ist unklar, wie gross die Munitionsreserven bei der ukrainischen Luftabwehr und bei Russland bei den Präzisionswaffen sind. Der ukrainische Nachrichtendienst hat im Herbst vermutet, dass Russland beispielsweise in der Lage ist, circa 100 präzise Marschflugkörper pro Monat herzustellen. Allerdings lässt sich vermuten, dass komplexe und intensive Schläge, wie man sie seit Ende Dezember beobachtet hat, für Russland nicht auf lange Sicht durchführbar sind.

Was ist die Strategie Russlands?

Bei diesen Luftangriffen geht es auf russischer Seite zum einen darum, die Ukraine zu schwächen – beispielsweise indem man insbesondere Industrieanlagen unter Beschuss nimmt. Gleichzeitig geht es auf russischer Seite aber auch darum, die ukrainische Luftabwehrmunition abzunutzen und so möglicherweise Luftüberlegenheit zu erringen. Das könnte passieren, wenn die Ukraine bei der Abwehr ihre Munition für Raketen und Kanonen sozusagen verbrauchen muss, was dann möglicherweise an der Front fehlt.

Das wird der Ukraine durchaus gewisse Vorteile geben.

Man sollte aber nicht unerwähnt lassen, dass auf ukrainischer Seite mutmasslich in den nächsten Wochen oder Monaten F-16-Kampfjets aus dem Westen ankommen werden. Das wird der Ukraine durchaus gewisse Vorteile geben. Zumindest könnte dies das ukrainische Schutzdispositiv, das aktuell eigentlich nur vom Boden ausgeht, in der Luft ergänzen – was durchaus einen Unterschied machen sollte.

Wie lange ist Russland damit noch erfolgreich?

Das «wie lange» ist nicht zu beantworten, weil es bei der Frage um konkrete Materialstände geht. Dort hat man aber keinen Einblick. Auffällig an den Angriffen seit Ende Dezember ist allerdings, dass diese Schläge nicht nur intensiver waren, sondern auch deutlich komplexer.

Das hat Russland in diesem Krieg nicht immer gemacht.

Beispielsweise wurden iranische Drohnen eingesetzt, um ukrainische Luftabwehrsysteme aufzudecken. Dann wurden Präzisionswaffen unterschiedlicher Vektoren – luft-, see-, landgestützt – genutzt, um möglichst viel Schaden anzurichten. Das hat Russland in diesem Krieg nicht immer gemacht. Das ist aufwendig. Das ist auch teuer, insbesondere mit Blick auf die Präzisionswaffen. Und das ist das, was Russland nicht dauerhaft aufrechterhalten kann.

Das Gespräch führte Nicoletta Gueorguiev.

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SRF 4 News, 5.1.2024, 7:10 Uhr ; 

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