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Telefongespräch über Ukraine Trump muss gegenüber Putin zurückkrebsen

Gemessen an den vor allem von US-Seite geschürten Erwartungen kam beim Telefongespräch zwischen den Präsidenten der USA und Russlands nicht viel Greifbares heraus.

Von beiden Seiten wurde der Austausch als positiv beurteilt. Mehr als zwei Stunden sprachen Donald Trump und Wladimir Putin miteinander. Das ist lange für ein solches Telefonat auf Ebene von Staatschefs, selbst wenn man die Zeit fürs Übersetzen abzieht.

Von einem umfassenden Waffenstillstand war am Ende jedoch nicht mehr die Rede. Zumindest nicht für den Moment. Ein solcher war aber nach den amerikanisch-ukrainischen Verhandlungen in Saudi-Arabien von den USA zum Ziel erklärt worden. Der Ball sei nun in der russischen Spielfeldhälfte, sagte US-Aussenminister Marco Rubio. Doch die Russen haben den Ball nach einigem Zögern an die Amerikaner zurückgespielt, indem sie zwar nicht rundweg «Nein» sagten zu einem Waffenstillstand, hingegen ihrem zögerlichen «Ja» ein betontes «Aber» hinzufügten.

Kreml ist nicht an Waffenruhe interessiert

Da zeigt sich, wie unterschiedlich das Interesse an einer umfassenden Waffenruhe ist. Die USA und auch die Ukraine sind daran interessiert. Russland hingegen nicht wirklich. Vor allem, da es sich militärisch auf dem Vormarsch befindet. Moskau stellt viele Vorbedingungen. Solche, die weitgehend den ursprünglichen Maximalforderungen entsprechen und das Ende der souveränen, freien Ukraine bedeuten würden. Offenbar ist selbst Trump, bei aller Sympathie für Putin und der Antipathie gegen die Ukraine, vorläufig nicht bereit, sie allesamt zu erfüllen. Jedenfalls noch nicht.

Trump unter Erfolgsdruck

Doch während der Kreml-Herr bei einem Scheitern der Verhandlungen nichts zu verlieren hat, steht für Trump inzwischen einiges Prestige auf dem Spiel. Jenes, ein gewiefter Verhandler und Geschäftemacher zu sein.

Genau darin liegt die Befürchtung der Ukrainer. Sie vermuten, Trump könnte einen Erfolg um jeden Preis anstreben. Um einen Preis, den Kiew bezahlen müsste. Und für seinen Erfolg am Ende so viel von ihren Rechten und ihrer Eigenständigkeit auf den russischen Gabentisch legen, dass ein Friedensabkommen einem Ausverkauf der Ukraine gleichkäme.

Fredy Gsteiger

Diplomatischer Korrespondent

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Fredy Gsteiger ist diplomatischer Korrespondent und stellvertretender Chefredaktor bei Radio SRF. Vor seiner Radiotätigkeit war er Auslandredaktor beim «St. Galler Tagblatt», Nahost-Redaktor und Paris-Korrespondent der «Zeit» sowie Chefredaktor der «Weltwoche».

Hier finden Sie weitere Artikel von Fredy Gsteiger und Informationen zu seiner Person.

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Echo der Zeit, 18.03.3025, 19:30 Uhr

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