Darum geht’s: Italien plant, Migranten nach Albanien zu schicken, um deren Asylanträge dort zu prüfen. Dieses Modell setzt auf schnelle Verfahren und Abschreckung. Die beiden von Italien auf albanischem Boden errichteten Flüchtlingslager werden ab kommender Woche die ersten Migranten aufnehmen.
Der Plan: Männer aus Ländern wie Tunesien, Ägypten oder Bangladesch sollen ab nächster Woche nach Albanien gebracht werden. In den albanischen Zentren will Italien in einem Schnellverfahren klären, ob sie das Recht haben, nach Italien einzureisen. Bei negativen Entscheidungen sollen die Migranten möglichst schnell in ihre Herkunftsländer zurückgeführt werden.
Reaktionen in Italien: Die Meinungen in Italien zu diesem Modell gehen weit auseinander: Die rechten Regierungsparteien sind geeint dafür, die linke Opposition ist dagegen. Für die italienische Bevölkerung scheint das Thema momentan weniger umstritten, sagt SRF-Italienkorrespondent Franco Battel. Denn in diesem Jahr sind vergleichsweise wenige Flüchtlinge und Migranten angekommen – etwa 50'000.
Schwierigkeit der Rückführung: Die Bereitschaft der Herkunftsländer, ihre Staatsbürger zurückzunehmen, ist oft gering. In den letzten 10 Jahren kamen etwa eine Million Migranten über das Mittelmeer nach Italien. Doch nur rund 65'000 konnten in ihre Heimatländer zurückgeführt werden. Der Grossteil blieb entweder in Italien oder wanderte in andere europäische Länder weiter, oft nach Deutschland. Nun verspricht die italienische Regierung Schnellverfahren. Ob dies rechtlich haltbar ist und in der Praxis funktioniert, bleibt jedoch offen.
Erwartete Kosten: Italien nimmt für dieses Modell hohe Kosten in Kauf. Die Regierung hat angekündigt, dass die beiden Lager in Albanien in den nächsten fünf Jahren rund 650 Millionen Euro kosten werden. Die Opposition schätzt die Gesamtkosten sogar auf bis zu einer Milliarde Euro. Diese Summe ist nötig, weil die Infrastruktur in Albanien neu aufgebaut wurde. Ausserdem müssen italienische Beamte für die Asylverfahren nach Albanien geschickt, untergebracht und verpflegt werden.
Europäisches Interesse: Das Modell Italiens wird in ganz Europa genau beobachtet. Länder wie Deutschland, Grossbritannien oder Österreich interessieren sich dafür und erwägen, ähnliche Projekte aufzusetzen. Der britische Premierminister besuchte kürzlich Rom, um sich über das Modell zu informieren. Auch die EU und humanitäre Organisationen werden die Entwicklung aufmerksam verfolgen, insbesondere, ob die rechtlichen Standards eingehalten werden und ob die Rückführungen in sichere Herkunftsländer erfolgen.