Sieben Monate nach der Unterzeichnung eines Migrationsabkommens zwischen Italien und Albanien haben die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni und ihr albanischer Amtskollege Edi Rama die Fertigstellung des Lagers in der Hafenstadt in Shëngjin in Albanien verkündet.
Das Lager dient der Erstaufnahme von Bootsmigranten sowie der Erstbefragung von Geflüchteten. Ein zweites Lager im benachbarten Gjader ist hingegen noch nicht fertig eingerichtet. In beide Lager sollen Menschen gebracht werden, die von den italienischen Behörden in internationalen Gewässern an Bord genommen wurden, nachdem sie sich auf Booten über das Mittelmeer nach Italien aufgemacht haben. Italien ist eines der Länder, das von der Migration aus Afrika nach Europa übers Mittelmeer besonders betroffen ist.
«Der grösste Nutzen dieses Projekts besteht darin, dass es ein ausserordentliches Instrument zur Abschreckung derjenigen sein kann, die Europa irregulär erreichen wollen, und zur Bekämpfung von Schleppern», sagte Meloni bei einer gemeinsamen Medienkonferenz. Zudem könnten die Asylverfahren in diesen Lagern schneller geprüft werden, sodass allfällige Abschiebungen einfacher seien.
Empfangszentren ausserhalb Italiens
In den beiden Einrichtungen in Shëngjin und Gjader ist geplant, rund 36’000 Menschen pro Jahr unterzubringen. In Shëngjin sollen erste medizinische Untersuchungen sowie die Erstbefragung stattfinden. Von dort sollen die Menschen dann sieben Kilometer landeinwärts nach Gjader gebracht werden.
Das Projekt ist in Italien wie auch in Albanien umstritten. Die Opposition in Italien zweifelt die Rechtmässigkeit des Pakts an und kritisierte mögliche schlechte Bedingungen für Migranten in den Zentren. Sie sprach von einem «italienischen Guantánamo».
Die Zentren sind ausdrücklich nicht für Migranten vorgesehen, die per Boot an italienischen Küsten ankommen oder von privaten Hilfsorganisationen aufgegriffen werden – sondern nur für jene, die von den italienischen Behörden in internationalen Gewässern an Bord genommen werden.
Italien verwaltet die Lager in Albanien und sorgt für Sicherheit darin. Für die Finanzierung aller «direkten und indirekten» Kosten sind 675 Millionen Euro für die nächsten zehn Jahre geplant, davon 142 Millionen Euro in diesem Jahr.