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Umstrittene Lithium-Mine Bergbau in Serbien: Ohne Rücksicht auf die Bevölkerung

In Serbien soll eine Lithiummine entstehen. Doch das Projekt stösst auf Widerstand in der Bevölkerung. Dies hat auch mit den bisherigen Erfahrungen mit ausländischen Firmen im Bergbau zu tun.

Im Westen Serbiens ruht ein riesiges Lithiumvorkommen. Die serbische Regierung will dieses abbauen und wird dabei von der EU unterstützt. Doch eine Mehrheit in der serbischen Bevölkerung ist gegen das Projekt.

Schlechte Erfahrungen mit chinesischem Unternehmen

Dejan Nikolic ist ständig unterwegs. Gemeinsam mit anderen dokumentiert der Aktivist die Folgen des Bergbaus. Immer wieder gebe es «ökologische Vorfälle», wie er es nennt.

Dejan zeigt auf eine riesige, offene Mine, die einige Kilometer entfernt liegt. «Diese Mine wird seit der Übernahme durch das chinesische Bergbauunternehmen immer grösser.» Bald müsse ein ganzes Dorf weichen.

Vom Hügel aus sieht man gleich mehrere Minen. Dazwischen liegt die Stadt Bor. Sie befindet sich im Zentrum eines der grössten Kupfervorkommen Europas. Ohne den Bergbau würde es Bor nicht geben.

Sie sei daher auch nicht per se gegen die Minen, sagt die Oppositionspolitikerin Irena Zivkovic. Sie selbst stamme aus einer Bergbaufamilie. Doch seit 2018 die Firma Zijin Mining die Minen übernahm, sei die Kapazität erhöht worden. Damit sei auch die Luftverschmutzung gestiegen. «Ein zu hoher Preis für die seit der Übernahme ebenfalls gestiegenen Löhne», findet Irena Zivkovic.

Regeln werden missachtet

Der serbische Präsident Aleksandar Vucic bezeichnet die Übernahme durch den chinesischen Konzern Zijin als Gewinn für alle Beteiligten: Nur so hätten die Arbeitsplätze der ehemals maroden Minen gerettet werden können. Zijin Mining habe damals von der Regierung freie Hand bekommen, sagt dagegen Irena Zivkovic.

Eingangstor von Serbia Zijin Copper DOO.
Legende: Unbefugte müssen draussen bleiben: Zijin Mining kommuniziert kaum mit der Öffentlichkeit. Seit der Übernahme arbeiten viele chinesischen Arbeitskräfte in Bor. SRF / Janis Fahrländer

«Das Unternehmen missachtet offen geltende Gesetze.» So sei eine Mine ohne Bewilligung eröffnet worden. Erst ein Jahr danach habe die Mine die Bewilligung erhalten, obwohl es keine Gesundheitsprüfung gab. Weder die Regierung noch das Unternehmen gehen auf die geäusserten Sorgen ein und reagieren nicht auf Medienanfragen.

Andere Stadt, gleiche Probleme

Ähnliche Erfahrungen macht auch Martin Bezinarevic in der Kleinstadt Majdanpek, etwa 90 Minuten Autofahrt nördlich von Bor gelegen. Der Mittzwanziger ist unabhängiger Abgeordneter im lokalen Parlament.

Nach der Übernahme durch Zijin sei hier in Majdanpek eine zweite Mine eröffnet worden. Dafür musste ein Teil eines Berges weichen, der ein natürlicher Schutzschild bildete: «Der Lärm, der Staub, die Giftstoffe kommen nun direkt in die Stadt.»

Skepsis gegenüber neuer Mine

Martin versteht, weshalb sich die Menschen im Westen Serbiens gegen den geplanten Lithiumabbau wehren. Er glaubt, es werde dort ähnlich herauskommen wie hier. Da mache es auch keinen Unterschied, dass mit Rio Tinto ein westliches Unternehmen die Mine betreiben soll.

Denn am Ende müsse der Staat den Bergbau überwachen. Doch Versprechungen zu hohen Umweltauflagen seitens der Regierung könne nicht getraut werden. Das zeige sich hier in seiner Heimatstadt jeden Tag.

Die geplante Lithiummine

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Im Jadartal ganz im Westen Serbiens soll eine der grössten Lithiumminen Europas entstehen. Die EU will mithilfe des serbischen Lithiums unabhängiger von China werden, das derzeit den Lithiummarkt kontrolliert.

Das Projekt ist in Serbien hoch umstritten. Immer wieder gibt es Proteste gegen die Pläne. Neben einer generellen Skepsis gegenüber der Regierung sorgen sich die Menschen vor allem vor den ökologischen Auswirkungen der Mine.

Dabei schien der Plan eigentlich schon vom Tisch: Vor zwei Jahren stoppte die Regierung nach landesweiten Protesten das Projekt. Im Sommer erklärte Präsident Aleksandar Vucic jedoch überraschend, die Mine soll nun doch gebaut werden. Dieser Stimmungswandel und die Rolle der EU sorgen zusätzlich für Misstrauen und Unmut.

Echo der Zeit, 10.12.2024, 18:00 Uhr

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