- Die EU-Kommission will strengere Abgasgrenzwerte für Autos.
- Die Vorschläge sind sowohl in der Autoindustrie als auch bei Umweltverbänden auf Kritik gestossen.
- Während Umweltschützer von einer «skandalösen» Entschärfung sprechen, ist man auf der Gegenseite geteilter Meinung.
Dem EU-Vorschlag zufolge sollen nur noch Dieselfahrzeuge zugelassen werden, die nicht mehr als 60 Milligramm Stickoxid pro Kilometer ausstossen – so viel wie Benzinautos heute schon. Für Benziner ändert sich nichts.
Erstmals sind auch Grenzwerte für den Abrieb von Reifen und Bremsen vorgesehen. Die Norm soll für Autos gelten, die ab dem 1. Juli 2025 auf den Markt kommen. Für Busse und Lastwagen wird sie zwei Jahre später eingeführt.
Harsche Reaktion von Umweltschützer
Die vorgeschlagenen Vorgaben entsprächen nicht dem Stand der Technik und führten auch weiterhin jährlich zu Hunderttausenden Erkrankungen und vorzeitigen Todesfällen in Europa, kritisierte die Deutsche Umwelthilfe (DUH) am Donnerstag.
Die DUH warf der EU-Kommission vor, den Vorschlag auf Druck der Autoindustrie entschärft zu haben. Greenpeace bezeichnete es als «skandalös, dass die EU-Kommission mit ihrem Vorschlag die Gesundheit der Menschen hinter die Kostenrechnung der Autoindustrie stellt».
Die EU-Kommission gebe der Industrie eine Freikarte, im nächsten Jahrzehnt praktisch nichts mehr bei den Emissionen von Benzin- und Dieselfahrzeugen zu verbessern, sagte der niederländische Grünen-Abgeordnete Bas Eickhout.
Schadet die Reform der Nachhaltigkeit?
Die Autoindustrie bewertete den Vorschlag unterschiedlich. Der Präsident des europäischen Auto-Branchenverband ACEA und BMW-Chef Oliver Zipse sagte, der Vorschlag bedeute höhere Kosten für die Autos bei nur geringen Vorteilen für die Umwelt.
Besonders schwerwiegend seien die Auswirkungen bei den mit Diesel fahrenden Nutzfahrzeugen. Dort verzögere die Norm den Wandel hin zu emissionsfreien Fahrzeugen, weil die Unternehmen mehr in die Entwicklung von Verbrennern investieren müssten, was auf Kosten der Elektrotrucks gehe.
Mercedes-Benz-Chef ist zufrieden
Der deutsche Autoverband VDA erklärte, die strengeren Normen seien in so kurzer Zeit nicht umsetzbar. Die technische Entwicklung wäre teuer, sodass die Verbraucher deutlich mehr für Autos bezahlen müssten.
Mercedes-Benz-Chef Ola Källenius dagegen begrüsste den Vorschlag. Dieser trage wie der «Green Deal» der EU effizient dazu bei, Emissionen zu reduzieren und die Luftqualität zu verbessern.