Das Wichtigste in Kürze
- Nach der Präsidentenwahl in Simbabwe sind bei Protesten nach Angaben des staatlichen Fernsehens mindestens drei Menschen ums Leben gekommen.
- Bei Zusammenstössen mit Sicherheitskräften seien mindestens vier weitere Menschen in der Hauptstadt Harare angeschossen worden, sagte der führende Oppositionspolitiker Tendai Biti.
- Die Bereitschaftspolizei setzte Wasserwerfer, Gummigeschosse und Tränengas ein. Es waren auch Schüsse zu hören. Panzer, Truppenfahrzeuge des Militärs und Soldaten waren ebenso im Einsatz.
Die Schüsse waren laut SRF-Korrespondentin Anna Lemmenmeier vor dem Hauptquartier der Regierungspartei ZANU-PF klar zu hören. Für die Wähler der Opposition sei offensichtlich, dass ihr Kandidat, Oppositionsführer Nelson Chamisa, die Präsidentschaftswahl gewonnen habe.
Die Opposition befürchtet wegen einer Verzögerung der Bekanntgabe der Ergebnisse einen Wahlbetrug. Die Proteste waren nur wenige Stunden nach deutlicher Kritik internationaler Wahlbeobachter eskaliert.
Scharfe Töne der Regierung
Die Regierung in Simbabwe wird weitere Proteste nach eigenen Angaben nicht tolerieren. «Wir werden keine der Aktionen, die wir gestern gesehen haben, tolerieren», sagte Innenminister Obert Mpofu. «Möglicherweise hat die Opposition unser Verständnis als schwach interpretiert», sagte der Minister bei einer Pressekonferenz in der Nacht zum Donnerstag. «Ich denke, sie testen unsere Entschlossenheit», dies sei «ein grosser Fehler».
Wahlbeobachter: Urnengang war frei aber nicht fair
Nach Ansicht der EU-Wahlbeobachter ist der Urnengang zwar ohne Gewalt und frei abgelaufen, aber er war nicht fair. Der Missbrauch staatlicher Ressourcen, die Einschüchterung von Wählern und die parteiische Berichterstattung der staatlichen Medien zugunsten der Regierung und Präsident Emmerson Mnangagwa hätten wahre Chancengleichheit verhindert, erklärte der Leiter der EU-Wahlbeobachter, Elmar Brok.
Laut SRF-Korrespondentin ist der Ton des Vorberichts der EU-Wahlbeobachter erstaunlich kritisch.
Mnangagwa ruft zu Frieden auf
Die US-Botschaft in Simbabwe forderte die Sicherheitskräfte zur Zurückhaltung auf. Präsident Emmerson Mnangagwa rief angesichts der Proteste zu «Frieden» auf, machte aber die Opposition für die Ausschreitungen verantwortlich.
Die Ergebnisse sind parteiisch und sollen den Eindruck erwecken, dass Zanu-PF gewonnen hat.
Sein Herausforderer Nelson Chamisa, erklärte, die Wahlkommission verzögere die Bekanntgabe der Ergebnisse gezielt, um der Opposition den Wahlsieg zu stehlen. «Wir haben die meisten Stimmen gewonnen und werden den Sieg verteidigen», schrieb er auf Twitter.
«Die Ergebnisse sind parteiisch und sollen den Eindruck erwecken, dass Zanu-PF gewonnen hat», sagte der 21-jährige Student Lawrence Maguranyi bei der Demonstration. Die oppositionelle Bewegung für demokratischen Wandel MDC klagte zudem über gefälschte Wählerlisten und zwielichtige Stimmzettel.
Zum Ausgang der Präsidentschaftswahl liegen noch keine offiziellen Ergebnisse vor. Laut ersten Ergebnissen soll die regierende Zanu-PF-Partei aber die absolute Mehrheit sichern können.
Für das verarmte Simbabwe war die Wahl eine Richtungsentscheidung: Mnangagwa (75) war unter Langzeitpräsident Robert Mugabe viele Jahre Minister und später dessen rechte Hand gewesen, er ist ein Vertreter der alten Garde. Sein Wahlsieg würde die Herrschaft der Regierungspartei Zanu-PF in ein viertes Jahrzehnt verlängern. Chamisa (40) hingegen, ein eloquenter Pastor, steht für einen Neuanfang.