Das ist passiert: Malis Präsident Ibrahim Boubacar Keïta ist nach einem Putschversuch des Militärs zurückgetreten. Seinen Rücktritt verkündete er um Mitternacht in einer live im Staatsfernsehen ausgestrahlten Ansprache. «Ich habe mich entschieden, meinen Posten zu verlassen», sagte er. Stunden zuvor hatten Soldaten Keïta und Mitglieder seiner Regierung festgenommen.
Von Meuterei zu Putsch: Lange hat man von einer Meuterei gesprochen, weil auf den Videos vom Dienstag nur einzelne Militärfahrzeuge in der Hauptstadt Bamako zu sehen waren. «Das sah zunächst nicht nach einem grossen Aufstand aus», sagt SRF-Korrespondent Samuel Burri. Weil der Eingriff des Militärs aber dazu geführt hat, dass der Präsident seinen Rücktritt erklärt hat, könne man nun von einem Putsch sprechen.
Opposition seit Juni auf den Strassen: «Es war wohl die letzte Möglichkeit, um Präsident Keïta abzusetzen», schätzt Burri. Seit zwei Monaten gab es regelmässig Demonstrationen der Opposition gegen die Wahlresultate vom März. Die Opposition kritisiert, dass die Parlamentswahl manipuliert worden sei und wirft dem Präsidenten Korruption vor.
Zudem habe Keïta das Land nicht im Griff: Den Menschen gehe es wirtschaftlich nicht gut und die Sicherheitslage sei schlecht, so die Opposition. Vermittlungsversuche durch die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft schlugen fehl. «Die Opposition forderte den Abgang des Präsidenten – und nun hat die Stimmung im Land dazu beigetragen, dass die Militärs Keïta abgesetzt haben.»
So reagiert das Ausland: Die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft, die Afrikanische Union, die EU und die UNO verurteilen den Putsch. Das sei nicht erstaunlich, sagt der Korrespondent: «Man darf nicht vergessen: Frankreich ist in Mali mit Truppen präsent, die EU ebenfalls, zudem gibt es eine UNO-Mission – sie alle haben mit der Regierung zusammengearbeitet.» Mit dem Putsch seien auch sie gewissermassen gescheitert und wüssten nun nicht, an wen sie sich wenden sollen. «Die internationale Gemeinschaft hat immer ein Interesse an Stabilität und nicht an einem gewaltsamen Machtwechsel», so Burri.
So geht es nach dem Putsch weiter: Die Militärs haben auf dem staatlichen Fernsehsender ein Übergangskomitee angekündigt. Dann soll ein ziviler Machtwechsel stattfinden. «Im Detail weiss man aber noch nicht, wie es weitergeht», sagt Burri.
Folgen des Putschs für die Region: «Solche gewalttätigen Umstürze bringen kurzfristig einerseits Hoffnung, aber oft auch mehr Instabilität», so der Korrespondent. In Mali kommt es immer wieder zu Überfällen von bewaffneten Banden. Der Umsturz sei kein gutes Signal, weil es möglicherweise mehr Unsicherheit bringe, sagt Burri. «Und das nicht nur für Mali, sondern für die gesamte Sahelzone, die von solchen Terrorangriffen betroffen ist.» Der international unterstützte Kampf gegen den Terror sei ein Katz-und-Maus-Spiel ohne wirklichen Erfolg. «Die Unsicherheit in der Region hat in den letzten Jahren laufend zugenommen. Das wird sich durch den Putsch in Mali sicher nicht gleich ändern.»