Öffentliche Unmutsbekundungen sind nicht das Metier der Diplomatie. In Frankreich allerdings liessen sich die Frauen und Männer, die normalerweise hinter den Kulissen der Politik den Boden bereiten, zu einer undiplomatischen Aktion hinreissen: Sie legten ihre Arbeit nieder.
Zweifellos müssen wir unsere Diplomatie reformieren und stärken, aber nicht auslöschen.
Hunderte Diplomaten und einige Botschafter beteiligten sich am Donnerstag im In- und Ausland an dem Ausstand, der von jungen Beamten im Aussenministerium initiiert wurde und sich gegen Spar- und Reform-Pläne von Präsident Emmanuel Macron richtet.
Viele Diplomatinnen und Diplomaten erklärten in den sozialen Medien ihre Solidarität. «Französische Diplomaten sind mit Leib und Seele dabei, aber sie sind überarbeitet, unterbezahlt und unterbesetzt», schrieb etwa Frankreichs Botschafter in Aserbaidschan, Zacharie Gross, auf Twitter:
Hintergrund des Streiks sind von Macron eingeleitete Reformen an der Struktur der diplomatischen Laufbahn sowie jahrelange Haushaltskürzungen, die seit 2007 zu einem Rückgang des Personalbestands um etwa 20 Prozent geführt haben.
Angst vor Verlust von Status und Expertise
Frankreich verfügt über das drittgrösste diplomatische Netz der Welt mit rund 1800 Diplomaten und etwa 13’500 Beamten im Aussenministerium. Neu sollen die Diplomatinnen und Diplomaten den Status von Verwaltungsbeamten erhalten. Das Diplomaten-Corps in seiner heutigen Form würde verschwinden.
Künftig sollen Spitzenbeamte zwischen verschiedenen Verwaltungen wechseln können, so etwa aus der Diplomatie in das Finanzministerium und umgekehrt. Damit würden, so die Kritik, auch Jobs und Karrierechancen gefährdet.
Für geharnischte Reaktionen sorgt auch die geplante Abschaffung der renommierten diplomatischen Ausbildung. Ein ehemaliger französischer Botschafter in China und Russland erklärte an der Protestkundgebung vor dem Invalidendom in Paris: «Diplomatie ist eine Kunst, die nicht improvisiert werden kann. Sie muss gelernt sein.»
Kritiker werfen Macron vor, dem Auswärtigen Dienst nicht die nötige Wertschätzung entgegenzubringen. «Zweifellos müssen wir unsere Diplomatie reformieren und stärken, aber nicht auslöschen», schrieb Frederic Jung, der seit 18 Jahren als französischer Diplomat tätig ist, auf Twitter.