Die islamistische Hamas hat nach Angaben des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) gestern zwei weitere Geiseln im Gazastreifen freigelassen.
Zuvor hatte es Medienberichte über eine möglicherweise bevorstehende Freilassung von 50 Geiseln gegeben. Weder von der US-Regierung noch vom Internationalen Roten Kreuz gab es dafür zunächst eine Bestätigung.
In der jetzigen Phase des Prozesses ist es nicht möglich, öffentlich über die laufenden Bemühungen zu Freilassungen von Geiseln zu berichten.
Aus den USA gab es zunächst keine Bestätigung für eine möglicherweise bevorstehende Freilassung einer grösseren Anzahl an Geiseln. Der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby, sagte am Montag in Washington, er könne nichts dazu sagen.
Grundsätzlich sei es mit Blick auf die Verhandlungen «in der jetzigen Phase des Prozesses nicht möglich, öffentlich über die laufenden Bemühungen zu berichten», sagte Kirby. Man werde weiter mit den Partnern in der Region zusammenarbeiten, um alles dafür zu tun, damit die Geiseln freigelassen werden.
Freilassungen sollen Start der Bodenoffensive bestimmen
Die USA raten Insidern aus dem Regierungsumfeld zufolge derweil Israel vorerst von einer Bodenoffensive im Gazastreifen ab. Das Präsidialamt, das Verteidigungs- und das Aussenministerium hätten ihre Appelle zur Zurückhaltung in Gesprächen mit Israel verstärkt, sagen zwei mit den Diskussionen vertraute Personen. Ein wichtiges US-Ziel sei, mehr Zeit für Verhandlungen über die Freilassung von Geiseln zu haben.
Es wird angenommen, dass die Hamas mehr als 200 Menschen festhält. Ein US-Beamter sagt, man sei sich der Rolle Katars als Vermittler bei der Hamas bewusst und halte Katar über die US-Ratschläge an Israel auf dem Laufenden. «Im Moment gibt es keinen klaren Fahrplan oder eine klare Reihenfolge der Schritte hin zu einer vollständigen Deeskalation. Die Priorität liegt darin, Schritt für Schritt daran zu arbeiten, die Geiseln freizulassen», sagt ein Insider.
EU-Staaten uneinig
Uneinigkeit herrscht auch bei weiteren Akteuren. Volker Türk, der UNO-Hochkommissar für Menschenrechte, hat erneut eine sofortige humanitäre Feuerpause gefordert. Und auch verschiedene EU-Staaten setzen sich dafür ein: etwa Spanien, Slowenien und Irland. Innerhalb der EU sind sich die verschiedenen Länder aber nicht einig – das zeigte sich am Treffen der Aussenministerinnen und -minister in Luxemburg. So sind etwa Deutschland, Österreich oder Tschechien gegen eine sofortige Waffenruhe. Der Terror der Hamas müsse weiter bekämpft werden können.
Diese Meinung äusserte dort auch die US-Regierung. Gespräche über einen Waffenstillstand könnten nur dann stattfinden, wenn die Hamas alle Geiseln freilässt, sagte Präsident Joe Biden.
Israel bleibt hart: Wir gehen rein
Öffentliche Äusserungen israelischer Politiker hingegen deuten momentan nicht darauf hin, dass der Start einer Bodenoffensive an sich infrage gestellt wird. «Die Hamas möchte, dass wir uns mit den Entführten beschäftigen und unser Militär nicht hineingeht, um ihre Infrastruktur zu eliminieren. Das wird nicht passieren», sagte Israel Katz, Israels Energieminister zum Beispiel der Bild-Zeitung am Dienstag.