«Etwas ist hier völlig falsch», klagte Greta Thunberg, den Tränen nahe. Sie durfte am UNO-Klimagipfel noch vor allen anwesenden Staats- und Regierungschefs sprechen – und fand, dass es schon schräg sei, dass sie hier auf dem Podium und Millionen andere Jugendliche rund um die Welt den Politikern sagen müssten, was zu tun sei. Weil diese es sonst einfach nicht täten. Weil sie immer noch auf Geld setzten, auf den Traum des immerwährenden Wirtschaftswachstums. Statt die Notwendigkeit einzusehen, den Planeten zu retten.
Die 16-jährige Schwedin ist zur wichtigsten Alliierten des UNO-Generalsekretärs in der Klimapolitik geworden. Inzwischen ist sie auch in Nordamerika ein Star, erst recht am UNO-Sitz in New York. Antonio Guterres legte seine Worte nicht auf die Goldwaage: «Man muss die Erderwärmung jetzt stoppen, bevor diese die Menschheit stoppt.» Oder: «Die Natur ist wütend. Und wer glaubt, sie überlisten zu können, überlistet sich selber.»
Wer Zusagen machte, durfte reden
Guterres legte die Spielregeln für diesen ersten grossen Klimagipfel seit der Unterzeichnung des Pariser Klimaabkommens 2015 fest: Reden durften nur jene Staats- und Regierungschefs, die neue Zusagen machten, konkrete Verpflichtungen eingingen, Aktionspläne vorstellten. Immerhin 66 Staaten bekannten sich nun dazu, CO2-neutral zu werden.
Es gab viele Ankündigungen, aber längst nicht alle überzeugten. So war von den Chinesen, inzwischen die weltweit grössten Schadstoffproduzenten, wenig Konkretes und nichts Neues zu hören – und zu Hause werden weiter Kohlekraftwerke gebaut.
Die wenigsten redeten ihrer eigenen Bevölkerung ins Gewissen und schenkten reinen Wein ein – nämlich, dass alle Gesetze und Investitionspläne in neue Technologien nicht reichten, wenn die Bürgerinnen und Bürger ihr Verhalten nicht radikal änderten; weniger Mobilität, viel weniger Fliegen, andere Ernährung, anderes Wohnverhalten. Das ist einschneidend, ja tut weh. Deshalb sprechen Politiker ungern darüber.
Trumps «Gegenveranstaltung»
Und dann gab es noch jene Staaten, die am Klimagipfel von Guterres das Wort gar nicht erhielten, weil sie im Kampf gegen den Klimawandel nicht mitziehen – darunter so bedeutende wie die USA, Brasilien, Saudi-Arabien, Australien.
US-Präsident Donald Trump organisierte parallel zum ihm unangenehmen Klimagipfel einen Gipfel über Religionsfreiheit, wenige Türen weiter am UNO-Sitz, in einem anderen Saal. Das empfanden alle als Affront. Er tauchte dann zwar doch noch kurz im Zuschauerraum beim Klimagipfel auf. Worauf ihm der Ex-Bürgermeister von New York, Michael Bloomberg, vom Podium zurief: «Schön, sie hier zu sehen. Hoffentlich lernen sie etwas für Ihre eigene Klimapolitik.» Trump sagte nichts und ging nach ein paar Minuten wieder.
Der UNO-Generalsekretär ist überzeugt, dass Klimapolitik zunehmend Wahlen entscheidet. Das mag in manchen Demokratien so sein. In Diktaturen kann jedoch der öffentliche Druck nicht in Wählerstimmen umgemünzt werden. Und dann gibt es sogar in zahlreichen Demokratien Staats- und Regierungschefs, die überzeugt sind, gewählt zu werden, obschon sie beim Kampf gegen die Erderwärmung nichts tun.