- US-Präsident Donald Trump ist zu seinem umstrittenen Besuch in der Stadt Kenosha im Bundesstaat Wisconsin eingetroffen.
- Nach der Landung fuhr seine Autokolonne in die Stadt. Am Strassenrand standen sowohl Anhänger als auch Gegner des US-Präsidenten mit Protestschildern in der Hand.
- Polizisten in Schutzausrüstung sorgten dafür, dass der Konvoi freie Bahn hatte. Störungen gab es keine.
- Kenosha ist nach Schüssen auf einen Afroamerikaner durch einen Polizisten von schweren Unruhen erschüttert worden.
Der Gouverneur von Wisconsins, Tony Evers, und Stadtpräsident John Antaramian, beide Demokraten, hatten zuvor den Präsidenten aufgerufen, nicht nach Kenosha zu reisen. Sie befürchteten eine Eskalation wegen des Besuchs.
Trotzdem besuchte der Präsident Plätze in der Stadt, die bei den schweren Ausschreitungen zerstört wurden. Ein Vertreter der Stadt sprach von Sachschäden von über zwei Millionen Dollar.
«Wir werden ihnen helfen», versprach der Präsident den Händlern vor einem ausgebrannten Geschäft. Er fügte hinzu: «Diese Männer haben wundervolle Arbeit geleistet» und zeigte auf die Polizisten in der Nähe der zerstörten Gebäuden.
In einer improvisierten Kommandozentrale lobte Trump die Angehörigen der Nationalgarde, welche die örtliche Polizei verstärken. Kenosha sei von Krawallen getroffen worden, die «gegen die Polizei gerichtet und anti-amerikanisch gewesen seien», sagte Trump. «Es war kein friedlicher Protest, sondern inländischer Terrorismus.» Trump versprach zugleich eine Million Dollar Unterstützung für die örtliche Polizei und vier Millionen Dollar für den Wiederaufbau von Geschäften in Kenosha.
Mitreisende Reporter berichteten, auf Trumps Route vom Flughafen in die Stadt hätten Menschen «Black Lives Matter»-Schilder in die Höhe gehalten. Trump-Unterstützer hätten dagegen «Trump 2020»-Schilder geschwenkt. «Black Lives Matter» hatte Trump am Montag als «marxistisch» bezeichnet.
Wahlkampf im Swing State
An einer Medienkonferenz vor seiner Abreise sagte Trump, sein Besuch könne «Liebe und Respekt für unser Land steigern». Er hatte bei der Wahl 2016 den Staat Wisconsin und damit die Wahlmänner knapp für sich gewonnen.
Bereits zuvor hatte Trump einen weissen Schützen verteidigt, der bei den Antirassismus-Protesten in der Stadt zwei Menschen erschossen haben soll. Die Demonstranten hätten ihn «sehr gewalttätig» angegriffen, und er «wäre wohl getötet worden».
Dem 17-Jährigen Kyle R. wird vorgeworfen, vergangene Woche bei den gewalttätigen Protesten zwei Menschen erschossen und eine weitere Person verletzt zu haben. Sein Anwalt spricht von Selbstverteidigung.
Es wüten Brände, und wir haben einen Präsidenten, der die Flammen anfacht, anstatt sie zu bekämpfen.
Joe Biden, der demokratische Herausforderer bei den Präsidentschaftswahlen, warf Trump vor, die Gewalt im Land vor dem Wahltermin am 3. November zu schüren: «Es wüten Brände, und wir haben einen Präsidenten, der die Flammen anfacht, anstatt sie zu bekämpfen.» Biden fügte hinzu: «Je mehr Chaos und Gewalt, desto besser ist es für Trumps Wiederwahl.»
Friedliche Proteste und Unruhen
In der Stadt Kenosha war es zu Unruhen gekommen, nachdem ein Polizist am 23. August dem Afroamerikaner Jacob Blake (29) siebenmal in den Rücken geschossen hatte. Neben friedlichen Protesten gegen Rassismus und Polizeigewalt löste der Vorfall auch insbesondere nachts Unruhen aus. Gouverneur Tony Evers entsandte daraufhin die Nationalgarde in die Stadt.
Im Sender Fox News betonte Trump, dass er während seines Besuchs den Sicherheitskräften für die gute Arbeit danken wolle. Die Familie von Blake, der nach Angaben seiner Angehörigen nach den Schüssen der Polizei gelähmt bleiben wird, will Trump nicht treffen.