- Auf dem Meeresgrund der Ostsee sind am Montag beschädigte Datenkabel gefunden worden.
- Es handelt sich um das Unterseekabel zwischen Finnland und Deutschland sowie um ein Kommunikationskabel zwischen Schweden und Litauen.
- In einer gemeinsamen Stellungnahme der deutschen und finnischen Regierung heisst es, dieser Vorfall löse den Verdacht auf absichtliche Beschädigung aus.
- Wer hinter den Vorfällen steckt, ist noch unklar.
Der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius geht davon aus, dass die Schäden an den Unterseekabeln absichtlich herbeigeführt worden sind. «Niemand glaubt, dass diese Kabel aus Versehen durchtrennt worden sind», sagte der SPD-Politiker am Rande eines Treffens mit seinen EU-Amtskolleginnen und -kollegen in Brüssel. Man müsse von Sabotage ausgehen. Beweise dafür gebe es bislang aber nicht.
Pistorius' finnischer Kollege Antti Häkkänen äusserte sich zurückhaltender und wollte zu möglichen Ursachen der Kabelschäden vorerst keine Vermutungen anstellen. Zugleich betonte er, es werde mit der ernsthaften Annahme ermittelt, dass ein externer Akteur beteiligt sei.
Das betroffene Kabel C-Lion1 zwischen Finnland und Deutschland verläuft auf einer Länge von 1'173 Kilometern zwischen Helsinki und Rostock. Das staatliche finnische Unternehmen Cinia hatte am Montag einen Defekt an der 2016 in Betrieb genommenen Untersee-Leitung festgestellt, die als ein Art Datenautobahn am Meeresgrund Mitteleuropa und Rechenzentren in Nordeuropa verbindet. Zum Teil führt die Verbindung über dieselbe Route wie die vor zwei Jahren zerstörten Nord-Stream-Pipelines.
Ministerin: «Nehmen diese Bedrohungslage sehr, sehr ernst.»
Cinia geht davon aus, dass das Kabel am Grund der Ostsee gebrochen ist und durch äussere Einwirkung durchtrennt wurde, etwa durch einen Anker oder ein Grundschleppnetz – ob vorsätzlich oder nicht. Das Internet ist nach Angaben der finnischen Verkehrs- und Kommunikationsbehörde von dem Vorfall nicht beeinträchtigt worden. Auch der Datenverkehr sei nicht dauerhaft gestört gewesen.
Das finnische Aussenministerium und das Auswärtige Amt in Berlin zeigten sich nach Bekanntwerden des Falles «zutiefst besorgt». Auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sagte in Berlin: «Wir nehmen diese hohe Bedrohungslage sehr, sehr ernst.»
Auch Kabel zwischen Gotland und Litauen defekt
Auch das Arelion-Kommunikationskabel in den Tiefen der Ostsee zwischen der schwedischen Insel Gotland und Litauen ist beschädigt. Die Generalstaatsanwaltschaft in Vilnius untersucht die Umstände und sammelt Informationen über die am Sonntag aufgetretene Beschädigung des Kabels. Auch schwedische Behörden haben Untersuchungen wegen möglicher Sabotage aufgenommen.
Nach Angaben eines Sprechers des Telekommunikationsunternehmens Telia ist das beschädigte Kabel zwischen Litauen und Schweden ziemlich alt. In der Vergangenheit habe es mehrere Ausfälle gegeben, die normalerweise mit Fehlern bei der Schifffahrt zusammenhingen. Der jetzige Vorfall könnte aber schwerwiegender sein, da sich die Kabel zwischen Litauen und Schweden sowie zwischen Deutschland und Finnland kreuzten.
«Wir können Sabotage sicherlich nicht ausschliessen, da es bereits zuvor Warnsignale gab. Das wäre nicht das erste Mal und es wäre nichts Neues», sagte der designierte litauische Regierungschef Gintautas Paluckas.