Die US-Küstenwache verfügt sogar über eine eigene Hymne – sie ist eine der traditionsreichsten, ja gar die älteste Truppengattung der Vereinigten Staaten. Neben dem Heer, der Luftwaffe, der Marine, der Marineinfanterie und der neuen Weltraumtruppe gehört sie zu den Eckpfeilern der Verteidigung.
45'000 Aktivdienstleistende umfasst die Küstenwache, dazu 7000 Reservisten. Ausserdem gehören ihr mehr als 250 grosse Schiffe an – darunter auch Eisbrecher – und über 2000 kleine. Auch mit insgesamt über 200 Helikoptern und Flugzeugen ist die Küstenwache ausgerüstet.
Im Einsatz ist sie keineswegs nur vor den amerikanischen Küsten, vielmehr schützt sie auch im Südpazifik die Seewege kleiner Inselstaaten, sie geht im Golf von Oman vor gegen Drogenschiffe oder übernimmt Seerettungen im Polarmeer.
Es geht auch um die Vormacht im indopazifischen Raum
1790 geschaffen, also schon 232-jährig, sei die US-Küstenwache derzeit gefordert wie nie zuvor, sagt die neue Kommandantin, Linda Fagan: «Die Nachfrage nach Engagements der Küstenwache wächst ständig.»
Das hat auch damit zu tun, dass sich die Konflikte zwischen grossen Mächten ganz besonders auf hoher See abspielen. Vor allem das chinesisch-amerikanische Gerangel um die Vormacht im indopazifischen Raum. Peking hat seine Marine und seine Küstenwache enorm ausgebaut und macht weiter auf diesem Weg.
Für Fagan ist ihr Admiralsrang nicht zuletzt eine Botschaft an sämtliche Soldatinnen, dass sie in der Armee künftig «alles erreichen können, was sie wollen». Bisher galt das keineswegs.
In den hohen Kommandorängen sind Frauen krass untervertreten. Und noch nie gab es eine US-Verteidigungsministerin oder eine Generalstabschefin. Doch in der US-Armee steigt der Frauenanteil zügig. Er liegt zurzeit bei 16 Prozent.
Erst Präsident Barack Obama öffnete 2015 sämtliche militärischen Funktionen, darunter auch Kampfaufträge, für Frauen. Viele Führungspositionen blieben Frauen zuvor verschlossen, weil sie keine Kampferfahrung vorweisen konnten.
Kinder sollen auch für Frauen kein Nachteil mehr sein
Joe Biden drängt nun auf deutlich mehr Frauen auch auf hohen Kommandoposten: «Es ist höchste Zeit dafür. Frauen darf in der US-Armee keine Tür mehr verschlossen bleiben.»
Das bedeutet zugleich, wie Biden betont: Es darf nicht länger ein Karrierenachteil sein, wenn eine Frau Kinder bekommt und sich dafür Auszeiten nimmt. Und das Problem der sexuellen Übergriffe müsse entschieden angegangen werden. In beiden Bereichen ist noch viel zu tun, und zwar nicht nur bei den US-Streitkräften.
Die Ernennung von Admiral Linda Fagan ist dafür ein starkes Signal. Die 58-Jährige ist auch für ihre Tochter Aileen durchaus ein Vorbild: Diese ist bereits Leutnant.