Wer einen US-amerikanischen Pass besitzt und volljährig ist, darf wählen. Das gilt auch für jene Amerikanerinnen und Amerikaner, die ihren Wohnsitz im Ausland haben. Das US-Bundesprogramm zur Wahlunterstützung geht von 2.9 Millionen wahlberechtigten Auslandamerikanern aus.
Doch eine Auswertung zeigt auch: Amerikanische Expats sind wahlscheu. Lediglich 7.8 Prozent der Wahlberechtigten im Ausland haben bei den Präsidentschaftswahlen 2020 ihre Stimme abgegeben. Bei den Zwischenwahlen 2022 waren es mit 3.4 Prozent sogar noch weniger. Ähnlich tief ist auch die Wahlbeteiligung der Amerikanerinnen und Amerikaner in der Schweiz.
Demokraten informieren über die Parteigrenze hinweg
Für die geringe Wahlbereitschaft gibt es verschiedene Gründe, sagt Apolonio Huerta. Er ist der Vorsitzende von «Democrats Abroad» in Zürich, also dem offiziellen Arm der Demokratischen Partei für Auslandsamerikaner.
«Viele Expats lassen sich für die Wahl gar nicht erst registrieren, weil sie den Prozess mühsam finden. Andere fürchten, dass dies Einfluss auf die Besteuerung in den USA haben könnte, was nicht stimmt. Es kursieren also viele Falschinformationen. Zudem herrscht oft Unwissen darüber, wer überhaupt wahlberechtigt ist.»
Je nach Bundesstaat und Wahlbezirk kann der Registrierungsprozess anders aussehen. Das stiftet Verwirrung. Doch überall gilt: Die Wähler registrieren sich in dem Bundesstaat, in dem sie zuletzt gewohnt haben. Erst-Wählende können dabei sogar die letzte Adresse der Eltern angeben. «Bei all dem können wir unterstützen», sagt Huerta.
Freiwillige Helfer der «Democrats Abroad» mobilisieren, wo sie können: Informationsstände an amerikanischen Schulen, an Messen für englischsprachige Expats oder neben Tramstationen vor der Novartis. Sie zeigen potenziellen Wählerinnen und Wählern, wie sie sich registrieren können, und assistieren direkt vor Ort. Das meiste geht online und ist einfacher, als vielleicht gedacht.
«Ich denke, für einige Leute ist es so: Je länger sie weg von Zuhause sind, desto weniger verbunden fühlen sie sich mit der Heimat. Wir erinnern sie sozusagen daran»
Joe Amato, Mitglied bei «Democrats Abroad», erklärt sich die tiefe Wahlbeteiligung anders: «Ich denke, für einige Leute ist es so: Je länger sie weg von Zuhause sind, desto weniger verbunden fühlen sie sich mit der Heimat. Wir erinnern sie sozusagen daran.»
Bei solchen Events treten die Freiwilligen nicht als Mitglieder der Demokratischen Partei auf. «Wir registrieren Menschen über die Parteigrenzen hinweg. Unser primäres Ziel ist es, dass jeder sein Wahlrecht wahrnimmt. Erst nach Ende der Registrierungsfrist wechseln wir in den Wahlkampfmodus und zur Harris-Walz-Kampagne.»
Demokraten hoffen auf Stimmen aus dem Ausland
Trotzdem dürfte gerade für die Demokratische Partei die Mobilisierung der Auslandamerikaner interessant sein. Die ehemalige US-Botschafterin in der Schweiz, Suzan G. LeVine, sagt gegenüber SRF: «Wir wissen, dass die Mehrheit der Expats demokratisch wählt, auch wenn nur sehr wenige überhaupt wählen. Bei den Senatswahlen in Georgia und Arizona haben die Stimmen der Auslandamerikaner aber bereits einen Unterschied gemacht. Und sie können auch jetzt noch einen Unterschied machen, wenn wir die Wahlbeteiligung um nur wenige Prozente anheben können.»