Donald Trump hatte ein Ziel: sich von Kamala Harris nicht provozieren zu lassen. Es gelang ihm nicht. Spätestens als Harris die Grösse seiner Wahlkampfveranstaltungen in Zweifel zog und darauf verwies, dass die ersten Zuschauerinnen und Zuschauer diese jeweils noch während Trumps Reden verlassen würden (was wir selbst schon mit eigenen Augen gesehen haben), entgleiste dieser.
Trump wurde wütend, geriet in die Defensive
Am Ende werden von dieser Debatte kaum die politischen Inhalte bleiben, sondern die unterschiedlichen Persönlichkeiten. Hier landete Kamala Harris deutlich mehr Treffer als Donald Trump. Dieser liess sich von der ehemaligen Strafverfolgerin Harris, die ihre Schläge gezielt setzte und Trump exakt in jenen Punkten angriff, anhand derer er sich persönlich zu vergewissern pflegt, provozieren.
Trump wurde wütend, geriet in die Defensive, selbst dort, wo er thematisch auf festeren Füssen stand wie Einwanderung oder Wirtschaft.
Dabei vermied es Trump geflissentlich, seine Gegnerin auch nur einmal anzuschauen. Ihren Namen nahm er nicht in den Mund. Trump versuchte offensichtlich den Rat seiner Wahlkampfstrategen zu beherzigen und sich auf Inhalte und Harris’ Schwächen zu fokussieren.
Doch als dann auch noch das Moderations-Duo des veranstaltenden Senders ABC eingriff und Trump zweimal wegen allzu offensichtlicher Lügen in die Schranken wies, war es damit vorbei. Trump redete des Öfteren wirr und wirkte aufgebracht und aggressiv.
Harris konnte sich nicht von der Präsidentschaft Biden/Harris lösen
Harris auf der anderen Seite wandte sich offensiv Trump zu, sprach ihn genauso direkt an, wie sie das Publikum zuhause an den Bildschirmen ansprach. Ihre Körpersprache – ganz zu Beginn der Debatte noch vorsichtig und nervös – wurde sicherer und überlegener.
Ihre zwei Vorhaben für diese Nacht hat sie umgesetzt: Sie hat Trump aus der Reserve gelockt und konnte sich selber wie eine mögliche künftige Präsidentin präsentieren. Nur ein Vorhaben gelang ihr nicht: sich genügend von der Präsidentschaft Biden/Harris zu lösen.
Pascal Weber
USA-Korrespondent
Donald Trump kehrt als 47. Präsident ins Weisse Haus zurück. Alle News und Hintergründe dazu finden Sie hier: US-Wahlen 2024.
