Grossartig, wunderbar, unglaublich, inspirierend, sie hätte es nicht besser machen können, die Partei werde die Energie hochhalten und sie werde eine wunderbare Präsidentin sein, war die einhellige Meinung am Parteitag der Demokraten.
Ungewohnt für Demokratinnen und Demokraten war, dass sie «USA-USA» skandierten und dazu USA-Fähnchen schwenkten. Das hat Jack aus Ohio besonders gefallen. Die demokratische Partei schaue nach vorn und habe Werte wie Patriotismus oder Freiheit wiederentdeckt, die zu lange von den Republikanern vereinnahmt worden seien.
Auffallend viele Frauen im Stadion waren weiss gekleidet. Als Hommage an die sogenannten Suffragetten, die in den USA vor über 100 Jahren für das Frauenwahlrecht kämpften. «Über 100 Jahre später erleben wir wieder Historisches», ist Cindy aus Kalifornien überzeugt.
Die USA seien bereit für eine Präsidentin
Dass erstmals eine Frau US-Präsidentin werden könnte, war ein grosses Gesprächsthema unter den Delegierten während des viertägigen Parteitags. Angela Geter aus South Carolina findet es aufregend, dass nach Obama eine Frau mit afroamerikanischen Wurzeln ins Weisse Haus einziehen könnte. Kamala Harris werde sich nicht nur für das Recht auf Abtreibung einsetzen, sondern auch für andere Frauenrechte, zum Beispiel dafür, dass typische Frauenberufe besser bezahlt würden.
Dass Frauen nach wie vor mehr überzeugen müssen, welche Fähigkeiten sie haben, erfährt sie selbst. Sie ist nicht nur Delegierte am Parteitag, sondern auch Kandidatin für einen Senatssitz in ihrem Bundesstaat South Carolina. Männer würden Fähigkeiten zugeschrieben, Frauen müssten beweisen, dass sie sie hätten, sagt Angela Geter. Doch sie hätten die Leidenschaft zu gewinnen.
Azziem Underwood pflichtet ihr bei. Er ist Delegierter aus dem Bundesstaat Washington. Die USA seien mehr als bereit, eine Frau zu wählen. Und wenn schon andere Länder wie Mexiko eine Präsidentin wählten, dann sei die Zeit längst reif für die USA.
Wenig Zeit für den Wahlkampf
Celeste Landry ist Delegierte aus Colorado. Sie weist darauf hin, dass die Amerikanerinnen und Amerikaner schon 2016 bereit gewesen wären, eine Frau zu wählen: Hillary Clinton hatte insgesamt mehr Stimmen geholt als Donald Trump. Nur wegen des Wahlsystems, das die Stimmen nach Elektorenstimmen in Bundesstaaten zählt, konnte Trump letztlich gewinnen. Entsprechend unzufrieden ist sie mit dem Wahlsystem.
Kamala Harris hat nicht viel Zeit für ihren Wahlkampf. Doch Celeste Landry sieht darin keinen Nachteil. «Die Amerikanerinnen und Amerikaner sind zwei Jahre anstrengenden Wahlkampf gewohnt, sie werden die 75 Tage Wahlkampf lieben, die jetzt noch bleiben.»
Die Herausforderung für die Demokratische Partei wird nun sein, die Euphorie des Parteitags bis zum Wahltag am 5. November mitzunehmen.