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US-Metallindustrie Trump belegt Stahl und Aluminium mit hohen Zöllen

  • US-Präsident Donald Trump belegt Stahl- und Aluminiumimporte in die USA mit Zöllen von 25 Prozent.
  • Die Zölle sollen alle Länder betreffen – auch die Schweiz.
  • Lediglich für Australien erwägt Trump eine Ausnahme, denn mit ihnen gebe es einen Handelsüberschuss.
  • Die EU will entschlossen darauf reagieren.

Am Montag lässt Donald Trump auf seine Ansage vom Sonntag Taten folgen und unterzeichnet das entsprechende Dekret. Ab dem 4. März treten die Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte in Kraft. Die USA zögen auch Sonderzölle auf Fahrzeuge, Chips und pharmazeutische Produkte in Betracht.

Würde ein anderes Land im Gegenzug Zölle auf US-Waren verhängen, werde Trump wiederum mit Zöllen (reciprocal tariffs) darauf antworten. «Wenn sie uns etwas berechnen, berechnen wir ihnen etwas», erklärte der Republikaner am Sonntag während eines Fluges zum Super Bowl mit der Präsidentenmaschine Air Force One vor Medienschaffenden.

Ein Arbeiter in Schutzkleidung  hält seinen Hut.
Legende: Trump dürfte mit den angekündigten Zöllen unter anderem die inländische Metallindustrie stärken wollen. (Im Bild: ein Stahlwerk in den USA) AP Photo/Jeff Roberson

Die USA beziehen ihren Stahl nach Angaben des Branchenverbands American Iron and Steel Institute (AISI) für das Jahr 2024 vor allem aus Kanada, Brasilien und Mexiko. Auch Deutschland und China rangieren demnach in den Top 10.

Auch die Schweiz betroffen

Die Schweiz wird in der US-Statistik nicht separat aufgeführt. Doch für die hier ansässigen Stahlproduzenten sind die USA ein wichtiger Markt. So machte etwa das angeschlagene Unternehmen Swiss Steel im ersten Halbjahr 2024 knapp zehn Prozent seines Umsatzes mit Kundschaft in den USA.

Dies aber wohl hauptsächlich via die Fabriken im Ausland. Laut der Aussenhandelsstatistik summierten sich die Exporte von Gusseisen, Eisen und Stahl made in Switzerland lediglich auf einen Wert im tiefen zweistelligen Millionenbereich.

Neue Zölle wären insbesondere für Deutschland problematisch

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Neue Zölle auf Einfuhren aus Europa wären vor allem für die exportstarke deutsche Wirtschaft, die bereits zwei Jahre in Folge geschrumpft ist, ein Tiefschlag. So sind die USA ein durchaus bedeutsamer Exportmarkt für die deutsche Stahlindustrie.

Rund 80 Prozent der Stahlausfuhren aus Deutschland gehen aber in andere EU-Länder. Laut dem deutschen Branchenverband Wirtschaftsvereinigung Stahl ist Deutschland der grösste Stahlproduzent in der EU und steht weltweit an siebter Stelle hinter China, Indien, Japan, den USA, Russland und Südkorea.

Nach seinem Wiedereinzug ins Weisse Haus hatte Trump seine Zoll-Drohung gegen die EU erneuert. In seiner zweiten Amtszeit will er die USA als Produktionsstandort stärken und das Handelsdefizit mit Europa abbauen. Ökonominnen und Ökonomen fürchten einen Handelskrieg zwischen den USA und der EU.

Europäer wollen entschlossen handeln

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat eine entschlossene Reaktion angekündigt. «Ich bedaure zutiefst die Entscheidung der USA, Zölle auf europäische Stahl- und Aluminiumexporte zu erheben», teilte die deutsche Spitzenpolitikerin mit. «Unrechtmässige Zölle zulasten der EU werden nicht unbeantwortet bleiben – sie werden entschiedene und verhältnismässige Gegenmassnahmen nach sich ziehen.»

Wie genau die EU reagieren will, teilte von der Leyen nicht mit. Als wahrscheinlich gilt, dass umgehend derzeit ausgesetzte Sonderzölle auf US-Produkte wie Jeans, Bourbon-Whiskey, Motorräder und Erdnussbutter wieder eingeführt werden. Mit ihnen hatte die EU in der ersten Amtszeit Trumps reagiert, als erstmals US-Sonderzölle auf Stahl- und Aluminiumexporte aus der EU eingeführt wurden. Derzeit sind sie auf Grundlage einer Vereinbarung mit der früheren US-Regierung von Joe Biden ausgesetzt.

In letzter Sekunde aufgeschoben

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Erst Anfang vergangener Woche konnte ein nordamerikanischer Handelskrieg mit ungewissen Folgen für die Weltwirtschaft vorerst abgewendet werden. Trump liess sich nur wenige Stunden vor dem Inkrafttreten angedrohter Zölle in Höhe von 25 Prozent auf Waren aus Mexiko und Kanada auf Zugeständnisse der Nachbarn vor allem bei der Grenzsicherung ein. Dafür schob er die Handelsbeschränkungen für mindestens 30 Tage auf.

In Bezug auf den wirtschaftlich mächtigen Rivalen China liess der US-Präsident aber nicht mit sich reden: Zölle von zehn Prozent auf alle chinesischen Waren traten am 4. Februar in Kraft.

EU-Handelskommissar Maroš Šefčovič betonte im Europaparlament in Strassburg, dass die EU für Verhandlungen bereitstehe, um nach Möglichkeit für beide Seiten vorteilhafte Lösungen zu finden. Nach früherer Einschätzung Ursula von der Leyen könnten die EU und Trump etwa einen neuen Deal zum Ausbau amerikanischer Exporte von Flüssiggas schliessen, oder mehr Militärtechnik und Agrargüter aus den USA zu importieren und die Importzölle für US-Autos zu senken. Diese lagen zuletzt mit zehn Prozent deutlich über dem US-Zollsatz in Höhe von 2.5 Prozent.

SRF 4 News, 10.02.2024, 01:00 Uhr ; 

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