Worum geht es? US-Präsident Donald Trump sorgt für viel Aufregung in der Handelspolitik. Am Wochenende kündigte er neue Zölle auf Importen aus Mexiko, Kanada und China an. Am Montag kam dann überraschend die Nachricht, zumindest die Zölle auf Einfuhren aus Mexiko würden erst einen Monat später eingeführt. Gleichzeitig droht Trump mit happigen Zusatzzöllen auch für die EU. Entsprechend beunruhigt sind die Expertinnen und Experten. Das sei der Anfang eines Zollkriegs, sagt etwa der Ökonom Hans Gersbach, Co-Direktor der Konjunkturforschungsstelle der ETH im Gespräch mit SRF. Zu hoffen sei, dass sich der Handelskonflikt rasch entschärfe und sich nicht ausweite zu einem globalen Handelskrieg.
Ist auch die Schweiz betroffen? «Unsere aktuellen Berechnungen sehen die kurzfristigen Rückwirkungen auf die Schweizer Volkswirtschaft als sehr gering an», sagt KOF-Ökonom Hans Gersbach. Doch wenn die Auseinandersetzung monatelang dauert, wird es schwierig. Ein wichtiger Übertragungskanal sind die Lieferketten von Unternehmen. Werden sie gestört, bringt das auch Schweizer Firmen in den USA in Bedrängnis, die dort beispielsweise Maschinen und Medikamente herstellen und dazu auf Zwischenprodukte aus Kanada und Mexiko angewiesen sind.
Es bleibt die Hoffnung, dass es nicht zu einer grossen Eskalation kommt.
Wie gross ist die Gefahr für die Schweizer Wirtschaft? Das lässt sich aktuell kaum sagen. Viel hängt davon ab, wie lange die höheren Zölle gelten. Im Worst-Case-Szenario kommt es zu einem geopolitischen Handelsstreit, in dem sich China und die USA weitgehend voneinander abkoppeln. Die Schweiz wäre dann praktisch gezwungen, sich dem westlichen Block anzuschliessen, sagt ETH-Ökonom Hans Gersbach. Da die Schweiz als Exportnation auf offene Grenzen angewiesen ist, wäre ein wirtschaftlicher Einbruch kaum zu vermeiden. «Aber die Hoffnung bleibt, dass es nicht zu einer grossen Eskalation kommt», so Gersbach.
Was ist mit der Schadens-Schätzung von 200 Franken pro Kopf der Schweizer Bevölkerung? Diese bisherige Schätzung der ETH-Konjunkturforschungsstelle gilt für den Fall, dass die USA 60 Prozent Zoll auf Importe aus China und 20 Prozent auf Waren aus allen anderen Ländern verlangen würden. So weit ist es aber noch nicht. Aktuell sind wir erst bei neuen US-Importzöllen von 25 Prozent für die meisten Waren aus Mexiko und Kanada. Derzeit überarbeitet die ETH ihre Szenarien, danach könne sie die konkreten Auswirkungen für die Menschen in der Schweiz neu beziffern, sagt KOF-Co-Direktor Hans Gersbach.
Könnte der Handelskonflikt auch Vorteile bringen für Schweizer Firmen? Ja, da ist möglich. So könnten Schweizer Exporteure bessergestellt sein, im Vergleich zur Konkurrenz aus China. Ein Pluspunkt ist zudem, dass viele Schweizer Firmen in der Vergangenheit viel Geld investiert haben in Fabriken in den USA. Wenn sie nun dort weiter produzieren können und die Preise nicht gross erhöhen, profitieren sie von Trumps Zollmauern gegenüber dem Ausland. Sie wären gewissermassen Nutzniesser des amerikanischen Protektionismus, zumindest vorübergehend. Auch für Schweizer Logistikkonzerne könnte es Zusatzgeschäfte geben. Denn nun dürften weltweit viele Unternehmen ihre Lieferketten neu ausrichten, um sich zu schützen vor den Folgen von Donald Trumps aggressiver Zollpolitik.