Einiges war anders bei diesen Zwischenwahlen, denn eigentlich gelten sie als Gradmesser für den amtierenden Präsidenten. Angesichts der tiefen Zustimmungswerte für Joe Biden mussten die Demokraten mit viel grösseren Verlusten rechnen. Doch das Abtreibungsthema mobilisierte zahlreiche junge Wählerinnen und Wähler – und diese gaben den Demokraten die Stimme.
Allerdings ändert dies nichts daran, dass sich diese Wählerinnen und Wähler einen jüngeren Präsidenten wünschen. Laut Umfragen sind insgesamt rund 60 Prozent der demokratisch Wählenden dagegen, dass Joe Biden 2024 noch einmal ins Präsidentschaftsrennen geht.
Joe Biden sagt, er habe noch nicht definitiv entschieden, ob er für eine zweite Amtszeit kandidieren werde. Es sei zwar immer seine Absicht gewesen, doch sei es eine Familienangelegenheit, die erst noch ausdiskutiert werden müsse. Er spüre keine Eile und denke, den Entscheid Anfang nächsten Jahres bekannt zu geben.
Auf Zeit zu spielen, ist wohl die richtige Strategie. Es gibt keinen Grund für Joe Biden, jetzt schon offiziell bekannt zu geben, ob er noch einmal kandidieren will. Zumal ein Nein seine Position im Amt schwächen würde.
Nancy Pelosi macht Platz für nächste Generation
Joe Biden war bereits bei Amtsantritt der älteste Präsident in der US-amerikanischen Geschichte. Öffentlich will sich niemand von der Partei zur Altersfrage äussern. Doch die Sprecherin des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, setzte diese Woche ein klares Zeichen. Die 82-Jährige gab bekannt, der Partei nicht mehr als Fraktionschefin zur Verfügung zu stehen.
Nancy Pelosi wählte deutliche Worte und sprach von einer neuen Ära – dass es an der Zeit sei, der nächsten Generation Platz zu machen.
Sie sei dankbar, dass andere nun bereitstünden, die Verantwortung zu übernehmen, die demokratische Partei anzuführen. Nächste Woche dürfte Hakeem Jeffries zum neuen Fraktionschef der Demokraten im Repräsentantenhaus gewählt werden. Der New Yorker Abgeordnete ist 52 Jahre alt und wäre der erste Afroamerikaner, der Chef der Demokraten im Repräsentantenhaus würde.
Republikaner wollen Mehrheit im Repräsentantenhaus nutzen
Ihm wird in den nächsten zwei Jahren ein rauerer Wind entgegenwehen. Die Republikaner haben bereits angekündigt, ihre neue Mehrheit im Repräsentantenhaus für diverse parlamentarische Untersuchungen zu nutzen. Unter anderem im Zusammenhang mit Auslandsgeschäften von Sohn Hunter Biden in China oder der Ukraine.
Der republikanische Abgeordnete James Comer sagte es diese Woche unmissverständlich: Auch wenn es die Familie betreffe, die Untersuchung gelte Joe Biden.
Bestes Geburtstagsgeschenk von Wählerschaft
Joe Biden kann seinen 80. Geburtstag ruhiger feiern, als er dies noch vor den Zwischenwahlen erwarten konnte. Denn das beste Geschenk haben ihm die Wählerinnen und Wähler gemacht.
Biden betonte, die Demokratie sei in den vergangenen Jahren auf die Probe gestellt worden, aber die US-amerikanischen Wählenden hätten mit ihrer Stimme gesprochen und bewiesen, dass die USA für Demokratie stünden.
Trotzdem: Die Wahlresultate sind für die Demokraten zwar besser ausgefallen als erwartet, beliebter machen sie Joe Biden aber nicht und jünger schon gar nicht.