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US-Wahlen 2024 «Es ist unmöglich, Trump zu bremsen – ich habe Angst»

Donald Trump ist zurück. Die Folgen für den Kampf gegen den Klimawandel seien wohl die grösste aussenpolitische Gefahr, schätzt der Chefredaktor der konservativen US-Zeitung «The National Interest», Jacob Heilbrunn, im Interview ein. Die Ukraine sieht er verloren, falls die Europäer finanziell nicht einspringen.

Jacob Heilbrunn

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Jacob Heilbrunn ist Chefredaktor der konservativen amerikanischen Zeitung «The National Interest». Als Kolumnist ist er unter anderem für die «New York Times» tätig.

SRF News: Was ist Ihr Fazit dieser Wahl?

Jacob Heilbrunn: Viele, auch im politisch liberalen Lager, sind erschüttert. Sie sind nicht nur schockiert über Trumps überwältigenden Sieg, sondern auch besorgt. Trump schürt Ängste, weil er als Kandidat ausdrücklich versprochen hat, bereits am ersten Tag als eine Art Diktator zu regieren. Nun hat er das Mandat dafür erhalten.

Was hat Trump richtig gemacht?

Er hat erkannt, dass in der Bevölkerung eine sehr populistische Stimmung herrscht, ähnlich wie in Europa. Zudem ist Donald Trump tatsächlich sehr populär in den USA – das darf man nicht ignorieren.

Dass auch junge Wähler und Wählerinnen für Trump stimmen, wie sie es jetzt getan haben, ist ein Schock für die Demokraten.

Was meinen Sie mit «populistischer Stimmung»?

Es gibt eine Anti-Eliten-Stimmung in den USA, ähnlich wie in Deutschland oder Grossbritannien. Ein breiter Bevölkerungsteil fühlt sich vom politischen System nicht vertreten. Trump, als politischer Aussenseiter, profitiert davon. Dass auch junge Wähler für Trump stimmen, wie sie es jetzt getan haben, ist ein Schock für die Demokraten.

Trump ist ein verurteilter Straftäter. Es gab zwei Amtsenthebungsverfahren gegen ihn. Kein anderer Politiker würde das überstehen. Warum schadet ihm das nicht?

In gewisser Weise haben ihn all diese Anklagen sogar attraktiver gemacht, weil er als jemand wahrgenommen wird, der gegen das System kämpft – besonders für junge Leute. Dieser kriminelle Aspekt von Trump, seine Bereitschaft, alles zu tun, hat ihm eine Art Nimbus des «starken Mannes» verliehen.

Trump könnte versuchen, kritischen Politikerinnen wie etwa Liz Cheney verhaften zu lassen.

Welche innenpolitischen Konsequenzen erwarten Sie mit Trump als Präsident?

Er spricht ständig von «inneren Feinden» und könnte daher versuchen, kritische Politikerinnen, wie etwa Liz Cheney, verhaften zu lassen.

Andererseits gibt es in der amerikanischen Verfassung die Gewaltenteilung und das System der «Checks and Balances». Diese gelten doch auch für Trump.

Aber die Frage ist: Wird er sich nach seinen bisherigen Erfahrungen in einer zweiten Amtszeit an diese Regeln halten? Ich glaube eher nicht.

Was bedeutet Trumps Sieg für die Welt?

Trump glaubt nicht an den Klimawandel und wird alles tun, um Massnahmen gegen die Klimaerwärmung zu blockieren. Das halte ich für die vielleicht grösste aussenpolitische Gefahr von Trump. Zudem sieht er demokratische Staaten als Gegner und autoritäre Staaten wie Russland, die Türkei oder Saudi-Arabien als Verbündete.

Die zentrale Sicherheitsfrage betrifft auch die Ukraine. Ist sie verloren, wenn Trump an die Macht kommt?

Ja, die Ukraine ist verloren, wenn die Europäer nicht genug Mittel aufbringen, um sie weiterhin finanziell zu unterstützen. Da mache ich mir grosse Sorgen, denn Trump verachtet Selenski. Das hat er kürzlich wieder angedeutet, als sie sich in New York getroffen haben.

Trump möchte nur noch Marionetten um sich haben. In der Partei wird er nahezu vergöttert und niemand wird widersprechen.

Mit welchen Beraterinnen und Beratern wird sich Trump in seiner Regierung umgeben?

Er möchte nur noch Marionetten um sich haben. In seiner ersten Amtszeit gab es Leute wie John Bolton, die ihm immer wieder widersprochen haben. Das will er nun nicht mehr. Es scheint mehr wie eine Revolution in den USA als wie eine neue Regierung. Trump wird innerhalb der Republikanischen Partei nahezu vergöttert. Niemand wird ihm widersprechen. Es wird unmöglich sein, ihn zu bremsen. Ich habe Angst.

Das Gespräch führte David Karasek.

Tagesgespräch, 06.11.2024, 13:00 Uhr

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