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Erste Rede nach Attentat Trump ist nur halbwegs sanft

Natürlich arbeitete sich Donald Trump auch durch seine gewohnten Wahlkampfthemen. Die Grenze zu Mexiko. Die Inflation. Die Ukraine. Aber das stand zu Beginn nicht im Zentrum. Im Zentrum stand, dass Donald Trump als ein anderer erscheinen will. Nicht mehr als der wütende Spalter. Sondern als derjenige, der die «Gespaltenen Staaten von Amerika» wieder zusammenführen kann. Einheit war das Schlagwort dieses Parteitages der Republikaner. Und Einheit war an diesem Abend zunächst auch das Schlagwort Trumps.

Das gescheiterte Attentat, das diesen Wahlkampf nur fünf Tage vor dessen grossem Auftritt in Milwaukee komplett auf den Kopf stellte, bietet Trump eine ebenso grosse Chance. Nämlich, sein Image auf den Kopf zu stellen. Damit könnte Trump auch für bisher skeptische und unentschlossene Wählerinnen und Wähler wählbar werden. Trumps Worte waren anfangs fast nicht zu hören, so leise sprach er, als er über die Schüsse auf ihn zu sprechen begann. «Ich erzähle diese Geschichte heute. Danach werden sie sie kein zweites Mal von mir hören. Denn es schmerzt zu sehr, sie zu erzählen.»

Rückfall in alte Muster

Doch je länger die Rede dauerte – und sie dauerte mit eineinhalb Stunden lange – desto weniger konnte Trump der Versuchung widerstehen. Immer öfter wich er vom vorbereiteten Text ab. Gerade erst hatte er dazu aufgerufen, politische Rivalen nicht zu dämonisieren – da nannte er die ehemalige Mehrheitsführerin der Demokraten abschätzig «crazy Nancy Pelosi» und sprach davon, dass die Demokraten «das Land zerstören» wollten. Auch seine Lüge von den gestohlenen Wahlen wiederholte er, obwohl die Organisatoren des Parteitags dies in den Tagen zuvor geflissentlich zu verhindern verstanden hatten.

Die Republikanische Partei zeigte sich an diesem Nominierungsparteitag so geschlossen wie kaum je zuvor. Im Gegensatz zum Parteitag vor acht Jahren geht wohl ausnahmslos jede und jeder an dieser Convention in Milwaukee nicht nur von einem knappen Sieg aus, sondern von einem Erdrutschsieg im kommenden November. Und die Rede Trumps widerspiegelte das. Gleich im ersten Satz sagte er es: «Ich stehe hier voller Zuversicht, Stärke, und Hoffnung. In vier Monaten werden wir einen überwältigenden Sieg feiern.»

Wie lange hält die Einheit an?

Gleichzeitig könnte schon in Kürze alles wieder auf den Kopf gestellt werden. Dann nämlich, wenn Präsident Biden zum Schluss kommt, dass seine Wiederkandidatur endgültig nicht mehr zu retten ist. An der Einigkeit der Republikaner würde dies nichts ändern. Aber die Dynamik des Wahlkampfes würde zum dritten Mal innert kürzester Zeit radikal auf den Kopf gestellt werden.

Dann werden die Amerikanerinnen und Amerikaner auch sehen, ob sich Donald Trump, Vizepräsidentschaftskandidat J.D. Vance und die Republikanische Partei noch an ihre Aufrufe zu Einheit erinnern können.

Pascal Weber

USA-Korrespondent

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Pascal Weber arbeitet seit 1999 für SRF. Als Redaktor und Produzent war er zunächst in der Sportredaktion tätig, danach bei «10vor10». Von 2010 bis 2021 war er als Korrespondent im Nahen Osten. Er lebte zuerst in Tel Aviv, dann lange Jahre in Kairo und Beirut. Nun arbeitet er für SRF in Washington.

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