Moderate Töne am Parteitag: Der Kandidat für das Vizepräsidentenamt, J.D. Vance, hat Donald Trump beim Parteitag der Republikaner in Milwaukee als Mann der politischen Mässigung präsentiert. «In einem Moment kann er sich trotzig gegen einen Attentäter stellen und im nächsten zur nationalen Heilung aufrufen. Er ist ein geliebter Vater und Grossvater», sagte der Senator mit Blick auf das Attentat auf Trump vom Wochenende in seiner ersten grossen Rede seit seiner Nominierung als Vizekandidat.
Trump als Versöhner: In seiner Rede stellte Vance den republikanischen Präsidentschaftskandidaten wiederholt als Einer des amerikanischen Volkes dar. «Sie sagten, er sei ein Tyrann. Sie sagten, er müsse um jeden Preis gestoppt werden», sagte er weiter – ohne näher zu benennen, wer damit gemeint ist. Aber wie habe Ex-Präsident Trump auf das Attentat reagiert, fragte Vance. «Er rief zur nationalen Einheit auf, zur nationalen Ruhe, buchstäblich, nachdem ein Attentäter ihm fast das Leben genommen hatte.»
Vance als Vorkämpfer der Arbeiter: Sich selbst präsentierte Vance als Mann aus einfachen Verhältnissen. «Ich bin in Middletown, Ohio, aufgewachsen», sagte der 39-Jährige. «In einer kleinen Stadt, in der die Menschen ihre Meinung gesagt, mit den Händen gearbeitet und Gott, ihre Familie, ihre Gemeinde und ihr Land mit ganzem Herzen geliebt haben.» Es sei aber auch ein Ort gewesen, der von der «herrschenden Klasse Amerikas in Washington» beiseitegeschoben und vergessen worden sei.
Anhand seiner Lebensgeschichte stellte Vance Präsidentschaftskandidat Trump als den Mann dar, der die Probleme der Menschen aus einfachen Verhältnissen lösen könnte – im Gegensatz zum demokratischen Amtsinhaber Joe Biden. Gegen Ende seiner Rede sagte Vance, er verspreche den Menschen aus Middletown «und allen vergessenen Gemeinden (...) und in allen Ecken unseres Landes» eines: «Ich werde ein Vizepräsident sein, der niemals vergisst, woher er kommt.»
Es war eine engagierte, aber keine radikale Rede.
Keine Hasstiraden gegen Biden: SRF-Korrespondentin Barbara Colpi verfolgt den Parteitag der Republikaner in Milwaukee vor Ort. Mit seiner Rede habe Vance insbesondere die Menschen in den «Swing States» ansprechen wollen, die entscheidend für den Wahlausgang sein werden. «Er wollte zeigen, dass er Verständnis für ärmere, hart arbeitende Menschen hat.» Die Botschaft: Sie sollen unter Trump eine bessere Zukunft haben.
Obwohl Vance als Hardliner gilt, habe er sich in seiner Rede betont zurückgehalten, schätzt Colpi. «Es war eine engagierte, aber keine radikale Rede.» Bemerkenswert: Als das Publikum im Saal skandierte, «Joe must go, Joe must go!» (dt.: Joe (Biden) muss verschwinden!), gab sich Trumps Vize nüchtern. «Ich stimme zu», sagte er, ohne zu einer Hasstirade gegen den Präsidenten anzusetzen. «Insgesamt war es keine Rede, die in erster Linie auf den politischen Gegner abzielte», schliesst Colpi.