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US-Wahlkampf Bühne frei für Kamala Harris

Der Druck auf Präsident Joe Biden nimmt nicht ab. Vizepräsidentin Kamala Harris steht deshalb immer mehr im Fokus als Präsidentschaftskandidatin.

Eigentlich rückt Kamala Harris erstaunlich spät und erst noch ungewollt ins Rampenlicht. Denn nicht wenige glaubten nach der Wahl Bidens vor vier Jahren, dass Harris ihn ablösen und in diesem Jahr ins Präsidentschaftsrennen einsteigen würde.

Vizepräsidentin Kamala Harris bei einem Event in Las Vegas, Nevada.
Legende: Vizepräsidentin Kamala Harris steht öffentlich zu Präsident Biden, signalisiert aber auch, bereit für eine allfällige Kandidatur zu sein. Reuters/Kevin Lamarque

Dass es nicht dazu kam, liegt an Joe Biden. Er, der ursprünglich als Übergangspräsident angetreten war, hat die versprochene Brücke nicht geschlagen. Das darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass Harris lange hinter den Erwartungen zurück und blass blieb.

Vizepräsidenten kaum im Rampenlicht

Bestimmt wurde Harris als erste Frau im Amt als Vize besonders beobachtet, denn ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass Vizepräsidenten selten im Rampenlicht standen. Erschwerend kam für Harris hinzu, dass sie in den ersten beiden Jahren ihrer Amtszeit bei jeder Abstimmung im Senat anwesend sein musste, da die Demokraten nur dank ihrer Stimme die Mehrheit hatten, und dass sie schwierige Dossiers wie die Migrationspolitik zu betreuen hatte.

In der Bevölkerung kommt Harris mit Zustimmungswerten von unter 40 Prozent jedoch fast so schlecht weg wie Biden, auch wenn diese Umfragen mit Vorsicht zu geniessen sind, da sie im Doppelpack mit dem Präsidenten wahrgenommen wird.

Geringer Bekanntheitsgrad

Viele Amerikanerinnen und Amerikaner entdecken Harris auch erst jetzt so richtig und beginnen sich für sie zu interessieren, schrieb das Fachmagazin «The Atlantic» kürzlich. Dabei ist Harris in den letzten Monaten verstärkt in Erscheinung getreten und hat sich zum Beispiel für den Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen stark gemacht.

Auch wenn sie öffentlich zu Präsident Biden steht, versucht sie gleichzeitig zu signalisieren, dass sie bereit wäre. Bereits 2019 war sie als Senatorin Präsidentschaftskandidatin, zog sich aber noch vor den Vorwahlen aus dem Rennen zurück – aus finanziellen Gründen, wie sie sagte. Dieses Problem hätte die 59-Jährige diesmal nicht, denn sie wäre nicht nur die naheliegendste Kandidatin, sondern könnte auch auf die rund 240 Millionen Dollar an Wahlkampfspenden zurückgreifen, da sie mit Biden auf dem Ticket steht.

Alternative Namen

In der öffentlichen Debatte werden aber auch andere Namen diskutiert. Bezeichnend ist die Agenda diese Woche: Biden steht im Mittelpunkt am Nato-Gipfel in Washington. Gleichzeitig absolviert Harris Wahlkampfauftritte in Nevada und Texas.

Andere oft gehandelte Kandidaten treten ebenfalls auf: Der kalifornische Gouverneur Gavin Newsom war in New Hampshire bei einer Wahlveranstaltung – für Biden, wie er betonte, und anfügte, er würde nicht gegen Harris antreten. Die ebenfalls viel genannte Gouverneurin von Michigan, Gretchen Whitmer, hat soeben ihr neustes Buch, «True Gretch», veröffentlicht und tourt mit Lesungen durch verschiedene Bundesstaaten.

Trump führt bei Umfragen

Donald Trump hat bereits begonnen, sich gegen Harris in Stellung zu bringen. Ob die Demokratische Partei, allen voran Biden, Harris zutraut, Trump zu schlagen, bleibt abzuwarten. Zumindest im Moment ist der amtierende Präsident noch felsenfest davon überzeugt, dass nur er dies schaffen kann.

Echo der Zeit, 10.07.2024, 18:00 Uhr

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