Bei einer der grössten Demonstrationen seit der Wahl von Donald Trump zum nächsten US-Präsidenten haben in New York Tausende Menschen demonstriert. Ein Sprecher der Polizei (NYPD) sagte, der Protestmarsch führe zu Trumps Wohn- und Geschäftshaus – dem Trump Tower an der Fifth Avenue in Manhattan. Die 56th Street am Trump Tower wurde gesperrt.
Der Protest wurde angekündigt. Die Organisatoren teilten mit, sie hätten einen langen Atem.
Trump selbst hatte die Proteste gegen seine Wahl zunächst als unfair kritisiert. Nach der zweiten Protestnacht feierte er sie dann auf Twitter als ziviles Engagement.
Ich liebe die Tatsache, dass kleine Gruppen von Protestlern grosse Leidenschaft für unser grossartiges Land gezeigt haben. Wir werden alle zusammenkommen und stolz sein.
«Nicht mein Präsident!»
Dieser Tweet bestätige die Ängste vieler Menschen, sagt Thomas von Grünigen, SRF-Korrespondent in New York. «Die Menschen befürchten, dass Trump als Präsident das Land weiter spalten könnte – und möglicherweise null Interesse an jenen Menschen zeigt, die nicht seiner Meinung sind.»
Von Grünigen hat auf den Strassen von Manhattan auch den US-Filmemacher und Aktivisten Michael Moore getroffen. Moore kündigt ebenfalls an: «Wir werden jeden Tag demonstrieren, bis Trump zurücktritt.»
Die Trump-Gegner skandieren auch in New York ihren Schlachtruf «Not My President!» («Nicht mein Präsident!»). Trumps Kritiker befürchten, dass der neue US-Präsident die Bürgerrechte beschneiden könnte.
Schuss in Portland
Zuvor gab es während einer Demonstration in Portland (Oregon), an der Westküste der USA, einen blutigen Zwischenfall. Ein Mann wurde angeschossen. Er wurde ins Spital gebracht, seine Verletzungen seien nicht lebensbedrohlich, teilte die Polizei mit.
Der Mann sei am frühen Morgen mit einem Autofahrer auf einer Brücke in Streit geraten. Dann sei der Autofahrer ausgestiegen und habe mehrfach auf sein Opfer geschossen. Der Täter floh in seinem Wagen, der Angeschossene kam mit nicht lebensbedrohlichen Verletzungen in ein Krankenhaus.
Vulgäre Rhetorik bleibt aus
Zurückhaltend gab sich Trump schon beim ersten Zusammentreffen mit dem abtretenden Präsidenten Barack Obama. Und aus den wenigen Interviews seit der Wahl ist die aggressive und vulgäre Rhetorik der letzten Monate verschwunden. Gleichwohl stellte Trump gegenüber dem Wall Street Journal klar, er habe im Wahlkampf keinesfalls übertrieben.
Telefonate mit Merkel und Hollande
Unterdessen hat der designierte US-Präsident weitere telefonische Kontakte mit führenden Politikern der Welt hergestellt. Unter anderem gratulierten am Freitag die deutsche Kanzlerin Angela Merkel, Frankreichs Staatschef François Hollande und UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon.