Das von der Zeitung «Washington Post» veröffentlichte Video hat in den USA eingeschlagen wie eine Bombe. Kein Wunder: Was die Amerikanerinnen und Amerikaner darin von Donald Trump zu hören bekommen, stellt alles Bisherige in den Schatten. Im Video aus dem Jahr 2005 beschreibt Trump, wie er eine andere Frau verführen will – und das in überaus vulgären und unzweideutigen Worten.
Einflussreiche Republikaner gehen auf Distanz
Die Reaktionen fallen heftiger aus als je zuvor in diesem Wahlkampf. Auf Seiten der Demokraten sowieso. Aber auch viele einflussreiche Republikaner distanzieren sich von ihrem kontroversen Kandidaten. Lange haben sie zugeschaut, sich mit Donald Trump abgefunden. Jetzt aber ist das Mass auch für sie voll.
Paul Ryan, der Chef des Repräsentantenhauses: «Ich muss mich übergeben, wenn ich das Video sehe.» Und von Parteichef Reince Priebus heisst es: «Keine Frau sollte jemals mit solchen Begriffen beschrieben werden!» Der Chef der mächtigen US-Handelskammer fordert sogar, dass Trump seine Kandidatur aufgibt und Platz für dessen Vize Mike Pence macht.
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Denkbar ungünstiger Zeitpunkt
Die jüngste Enthüllung kommt für Trump zu einem denkbar ungünstigen Moment. Der Kandidat ist seit der ersten TV-Debatte vor ein paar Tagen in der Defensive. Nicht so sehr wegen der Debatte selber. Die hat er für seine Verhältnisse ordentlich gemeistert.
Doch danach zettelte er einen öffentlich geführten Kleinkrieg an gegen die ehemalige «Miss Universe» Alicia Machado, die er als «zu dick» bezeichnete und wegen ihrer hispanischen Herkunft beleidigte. Dann kam die Veröffentlichung von Steuerunterlagen, die nahe legen, dass Trump jahrelang keine Bundessteuern bezahlt hat. In den Umfragen verlor der Immobilientycoon in den letzten Tagen deutlich gegenüber seiner Konkurrentin Hillary Clinton.
Das Trump-Lager ist sich offenbar seiner schwierigen Lage bewusst. Noch gestern Abend liess der Kandidat eine Entschuldigung verschicken – und sandte zudem eine Video-Botschaft ans Volk. Ungewöhnlich für jemanden, der überzeugt ist, ohne Fehl und Tadel zu sein. Und in der zweiten TV-Debatte in der Nacht auf Montag wird Trump viel zu erklären haben.
Immer wieder stand Donald Trump auf, nachdem sein politischer Tod prophezeit worden war. Ein solches Manöver wird zunehmend schwierig. Die Zeit wird knapp. In genau 30 Tagen ist Wahltag.