«Die Medien sind geschlossen gegen mich», klagt Donald Trump oft. Das ist so nicht richtig: Von den einflussreichen rechten Talk-Radios wird er kräftig unterstützt. Zudem profitiert der Präsidentschaftsanwärter davon, dass er seit eineinhalb Jahren täglich auf allen Fernsehkanälen präsent ist.
Donald Trump hat aber Recht, spricht man nur von den Printmedien. Keine einzige ernst zu nehmende Zeitung unterstützt den New Yorker Immobilien-Mogul.
Die in Phoenix erscheinende «Arizona Republic» zum Beispiel ist seit 125 Jahren eine konservative Institution. Und doch empfiehlt die grösste Zeitung im Südwesten der USA nun ausdrücklich, Hillary Clinton zu wählen. «Das ist schon sehr bedeutend», sagt Inlandredaktor Gonzalez, «noch nie hat die Zeitung einen demokratischen Präsidentschaftskandidaten unterstützt.»
Die Wahlempfehlung der Zeitung aus Arizona hat im ganzen Land Schlagzeilen gemacht.
Elvia Diaz hat als Mitglied der Chefredaktion die Erklärung zur Unterstützung für Hillary Clinton mitverfasst und zuvor den Meinungsumschwung bei den stramm konservativen Herausgebern der Arizona Republic miterlebt: «Zuerst plädierten sie für Stimmfreigabe, doch dann wandten sie sich entschieden gegen Trump. Seine Kandidatur würde allen republikanischen Prinzipien widersprechen, fanden sie.»
So eine Person ist völlig ungeeignet als Präsident unseres Landes.
Diaz unterstützt die Entscheidung ihrer Bosse voll und ganz und zählt einige der Fehltritte von Donald Trump auf: «Er machte sich über einen behinderten Journalisten lustig, verunglimpfte Mexikaner pauschal als Kriminelle und Vergewaltiger, beleidigte den Kriegshelden und Senator John McCain aufs Gröbste, erniedrigte immer wieder Frauen. Die Liste liesse sich endlos fortsetzen. So eine Person ist völlig ungeeignet als Präsident unseres Landes.»
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Alte Prinzipien über Bord geworfen
Das sehen nicht nur die Leute bei der «Arizona Republic» so. Keine einzige der 100 auflagenstärksten amerikanischen Zeitungen unterstützt den republikanischen Kandidaten.
Das sind längst nicht nur liberale Blätter wie die New York Times oder die Washington Post, sondern oft durchaus konservative Zeitungen, die eigentlich den Republikanern nahe stehen.
Der «Columbus Dispatch» etwa unterstützte seit 1920 sämtliche republikanischen Präsidentschaftskandidaten, sogar den Rechtsaussen Barry Goldwater. Jetzt aber bezeichnet die grösste Zeitung Ohios Donald Trump als «moralisch bankrott».
Die «San Diego Tribune» zeigt Trump ebenso die kalte Schulter wie die «Chicago Tribune», oder der «Cincinnati Enquirer». Das «Atlantic Magazine» empfahl seit 1860 genau zwei Kandidaten zur Wahl, Abraham Lincoln und Lyndon B.Johnson. Hillary Clinton ist nun die dritte in der Reihe.
Und «USA Today», eine der wenigen im ganzen Land erhältlichen Zeitungen, verzichtet traditionellerweise ganz auf eine Wahlempfehlung. Nicht so dieses Jahr: Entweder Hillary Clinton oder eine Drittparteienkandidatur, ganz sicher aber nicht Donald Trump, lautet der Rat.
Zeit des Einflusses ist definitiv vorbei
Trump schäumt und wittert eine Verschwörung der Medien, doch das ist wenig plausibel. «Es ist allerdings fraglich, wie sehr ihm die Haltung der Zeitungen schadet», gibt Daniel Gonzalez zu bedenken. «Früher waren die Zeitungen vor allem in den Städten sehr einflussreich, doch diese Zeiten sind definitiv vorbei. Immerhin: Was jetzt geschieht, ist schon sehr aussergewöhnlich und das registrieren die Leute.»
In Arizona könnte das grosse Folgen haben. Lange war der Staat eine republikanische Hochburg, doch inzwischen haben die Demokraten kräftig aufgeholt. Gut möglich, dass Hillary Clinton in Arizona nun gewinnt, auch dank der Unterstützung der einst so verlässlich republikanischen «Arizona Republic».