Die Diplomaten der evakuierten Botschaft in Tripolis würden vorläufig von Washington oder anderen Einrichtungen in der Region aus arbeiten. Dies erklärte eine Sprecherin des US-Aussenministeriums. Das Ministerium rief in einer aktualisierten Reisewarnung zudem alle US-Bürger zum «sofortigen Verlassen» des Landes auf.
Das Personal der US-Botschaft war schon vorher reduziert worden. Rivalisierende libysche Milizen liefern sich seit Tagen heftige Kämpfe um den internationalen Flughafen von Tripolis, der unweit der US-Botschaft liegt. Seit Beginn der Kämpfe am 13. Juli ist der Flugbetrieb eingestellt, 47 Menschen wurden getötet.
Erinnerungen an Attentat in Bengasi
Auch das Leben in der Stadt ist zunehmend betroffen. Der Strom fällt immer wieder aus, zudem bleiben Tankstellen und Banken geschlossen. Die libysche Regierung hatte angesichts der Kämpfe um den Flughafen jüngst vor dem «Zerfall des Staates» gewarnt.
In den USA ist die Erinnerung an den Angriff militanter Islamisten auf das US-Konsulat in Bengasi noch frisch, bei dem am 11. September 2012 der Botschafter Chris Stevens und drei US-Mitarbeiter getötet wurden.
Die Schweizer Botschaft in Tripolis bleibe geöffnet, hiess es beim Aussendepartement (EDA) in Bern. Allerdings rät auch das EDA von Reisen nach Libyen ab.
Wer erhält die Macht?
In Libyen liefern sich rivalisierende Milizen seit dem Sturz des langjährigen Machthabers Muammar al-Gaddafi 2011 Kämpfe um die Macht und die Kontrolle einzelner Städte. Mangels funktionierender Sicherheitskräfte ist auch die Regierung auf ihre Hilfe angewiesen.
Der Flughafen von Tripolis war nach dem Sturz Gaddafis in die Hände der sogenannten Sintan-Brigaden gefallen. Rivalisierende islamistische Milizen versuchen nun, die Brigaden zu vertreiben.
Laut libyschen Beobachtern geht es bei den Kämpfen um die Macht nach der Parlamentswahl vom 25. Juni. Deren Ergebnisse liegen zwar noch nicht vor, doch wird mit einer Schwächung der Islamisten und dem Erstarken der Liberalen gerechnet. Die Islamisten versuchen daher möglicherweise, ihre Niederlage militärisch zu kompensieren.