Rund um den internationalen Flughafen in der libyschen Hauptstadt Tripolis sind in der Nacht zum Dienstag erneut heftige Kämpfe rivalisierender Milizen entbrannt. Nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Lana schlugen mehrere Dutzend Raketen auf dem Flughafengelände ein.
Demnach wurden der Tower und mindestens ein Passagierflugzeug beschädigt. Die französische Zeitung «Le Monde» berichtet von bis zu 15 Todesopfern und 70 Verwundeten. Zudem sei nicht nur eines, sondern mehrere Flugzeuge beschädigt worden.
Islamisten starten Offensive
Bereits am Sonntag hatte eine islamistische Brigade aus der Stadt Misrata den Flughafen angegriffen. Dieser wird von Brigaden aus der Stadt Al-Sintan kontrolliert. Die Angreifer erlitten nach stundenlangen Kämpfen eine schwere Niederlage, mehrere Menschen kamen ums Leben.
Wie der Libyen-Kenner Beat Stauffer sagt, stellen sich die Islamisten gegen Ex-General Haftar, der im Osten Libyens gegen die Milizen kämpft. Wer genau hinter dem Zusammenschluss der Islamisten stehe, sei unklar. Für Stauffer ist allerdings gewiss: «Wer den Flughafen kontrolliert, hat gewissermassen das ganze Land in der Hand.»
Bei den Dutzenden bewaffneter Gruppen in Libyen handelt es sich um ehemalige Revolutionsbrigaden, die 2011 am Sturz von Muammar al-Gaddafi beteiligt waren. Sie weigern sich bis heute ihre Waffen abzugeben. Einige von ihnen verfolgen die Interessen der libyschen Regierung, viele kämpfen inzwischen aber für eigene Interessen.
UNO zieht aus Libyen ab
Angesichts der unsicheren Lage in Libyen gab die UNO ihren vorübergehenden Rückzug aus dem Krisenland bekannt: «Nach den jüngsten Kämpfen am Sonntag und wegen der Schliessung des internationalen Flughafens von Tripolis» sei es derzeit «nicht möglich, die Arbeit fortzusetzen», teilte die Unsimil mit.
Die UNO-Mission wurde im Jahr 2011 vom UNO-Sicherheitsrat ins Leben gerufen. Sie soll dazu beitragen, das Land nach dem Sturz des langjährigen Machthabers Muammar al-Gaddafi zu stabilisieren und eine demokratische Entwicklung zu ermöglichen.