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Italiens Strandbetreibern droht Ungemach
Aus Rendez-vous vom 05.09.2024. Bild: Keystone/CLAUDIO PERI
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Vererbbare Strandkonzessionen Neuordnung an Italiens Stränden – was heisst das für Badegäste?

Für viele Betreiber sind die Strandbäder eine Goldmine. Doch nun müssen alle Konzessionen im Milliardengeschäft neu ausgeschrieben werden.

Darum geht es: Bei den allseits beliebten Strandbädern in Italien ist eine kleine Revolution im Gange. Bis jetzt waren sie in Familienbesitz und wahre Goldgruben. Entsprechend teuer sind auch die Eintritte. Nun hat sich die EU mit der Forderung durchgesetzt, dass die Konzessionen für Strandbäder öffentlich ausgeschrieben werden müssen und zwar schon ab 2027. Ein Überblick mit Italien-Korrespondent Franco Battel über die anstehende grosse Veränderung.

EU verlangt Konkurrenz: Es ist tatsächlich eine grosse Veränderung. Die «Stabilimenti», die Strandbäder, waren bisher eine Art Erbpfründe. Sie sind zum Teil seit Jahrzehnten in den Händen ein und derselben Familie. Die Konzessionsgebühren sind oft sehr tief, denn sie wurden ebenfalls schon vor Jahrzehnten ausgehandelt und dann immer so belassen. Das empfand die EU als unfair. Konkurrenten hätten so gar keine Chance. Neu müssen nun alle Konzessionen bis 2027 ausgeschrieben sein, mit einer letzten Erstreckungsfrist bis 2028.

Die Enttäuschten: Die Strandbetreiber – Balneari – sind enttäuscht. Für sie beginnt nun eine Zeit der Unsicherheit. Sie haben zum Teil viel Geld für Umkleidekabinen oder Duschen investiert. Oder sie haben ein Café oder ein Restaurant direkt am Strand gebaut. Wenn sie die Konzession nun verlieren, verlieren sie auch diese Investitionen. Darum soll, wer seine Konzession abgeben muss, entschädigt werden. Und zwar nicht vom Staat, sondern von jenen, die die Konzessionen neu übernehmen.

Menschen an Strand.
Legende: Menschen baden am Modello Beach in Palermo. Reuters/Igor Petyx/Archiv

Drohende Neuordnung: Ob Italiens Strandbäder weiterhin quasi in Familienbesitz bleiben, wird sich zeigen. Mehr Dynamik an Italiens Stränden wäre wünschbar. Ebenso mehr Konkurrenz, dass zum Beispiel Minimalisten oder Leute, die nur abkassieren wollen, ihre Konzession verlieren. Sinnvoll wäre ein guter Mix aus Alt und Neu. Diese Ausschreibungen dürften allerdings viel Bürokratie nach sich ziehen, samt Rekursen und jahrelangen Rechtsstreitigkeiten.

Die Mafia: Diese Gefahr, dass auch das organisierte Verbrechen mitmischt, besteht vor allem in Gegenden, wo die Mafia stark ist. Es geht um ein Geschäft mit 3.5 Milliarden Euro Umsatz pro Jahr. 30'000 Konzessionen sind vergeben und ungefähr 100'000 Leute arbeiten an den Stränden. Die Mafia wird sicher Appetit auf Konzessionen haben. Aber der Staat muss das abwehren können.

Folgen für Strandgäste: Von den Strandbesucherinnen und -besuchern hoffen wohl viele auf tiefere Preise, wenn die Konkurrenz belebt wird. Ein Strandeintritt kann zwischen 20 und 40 Euro kosten. Günstiger dürfte es allerdings kaum werden, wenn neue Betreiber Entschädigungen zahlen oder höhere Konzessionen berappen müssen. Die Frage ist, ob es mehr Strände ohne Eintrittsgebühren gibt. Das wäre zu hoffen, denn die Strände gehören alle dem italienischen Staat. Dieser hätte es in der Hand, die Strände nicht zu verpachten. Aber die Lobby im Strandgeschäft ist sehr stark.

Rendez-vous, 05.09.2024, 12:30 Uhr ; 

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