- Im Zivilprozess gegen den früheren US-Präsidenten Donald Trump wegen Vergewaltigung ist die Jury zu einem Urteil gekommen.
- Trump wird wegen sexuellem Missbrauch und Verleumdung zu fünf Millionen Dollar Schadenersatz verurteilt.
- Den Vorwurf der Vergewaltigung sah die Geschworenenjury als nicht bewiesen an.
- Laut US-Medien will Trump Berufung gegen das Urteil einlegen.
Die Jury – aus sechs Männern und drei Frauen bestehend – sprach Carroll fünf Millionen Dollar Schadensersatz wegen Körperverletzung und Verleumdung zu. Sie fällte ihr Urteil nach knapp drei Stunden Beratung.
Der frühere US-Präsident Donald Trump hat die Entscheidung einer New Yorker Geschworenenjury gegen ihn im Zusammenhang mit einem sexuellen Übergriff scharf kritisiert. «Dieses Urteil ist eine Schande», schrieb Trump am Dienstag auf der von ihm mitbegründeten Plattform Truth Social.
Es handle sich um eine Fortsetzung der «grössten Hexenjagd aller Zeiten», schrieb der aktuelle Präsidentschaftsbewerber. «Ich habe absolut keine Ahnung, wer diese Frau ist», erklärte er mit Blick auf die Klägerin E. Jean Carroll, die ihm vorwirft, sie Mitte der 1990er Jahre in einem New Yorker Nobelkaufhaus vergewaltigt zu haben. Trump hatte die Anschuldigungen von Anfang an zurückgewiesen.
Trump nicht vor Ort
Donald Trump will 2024 erneut US-Präsident werden und bewirbt sich für die republikanische Nominierung – rechtliches Vorgehen gegen ihn in einer Reihe von Fällen stellt er als politisch motiviert dar. Anfang April war Trump als erster ehemaliger US-Präsident in einem anderen Verfahren strafrechtlich angeklagt worden.
Die Verteidigung Carrolls hatte in dem aktuellen Verfahren versucht, ihre Vorwürfe mit mehreren Zeuginnen zu untermauern. Zwei Frauen berichteten, dass die Autorin sie kurz nach dem Vorfall angerufen und von der Tat erzählt hatte. Zwei weitere Frauen schilderten der Jury davon, dass Trump sie in ähnliche Situationen gebracht habe und übergriffig geworden sei.
Trumps Anwalt Joseph Tacopina hatte dagegen gesagt, die Anschuldigungen seien «unvorstellbar» und «unglaubwürdig». Trump sei zu diesem Zeitpunkt bereits als Immobilienunternehmer prominent gewesen, sodass eine solche Tat nicht unbemerkt geblieben wäre.
Donald Trump hatte im Prozess selbst nicht persönlich vor Ort ausgesagt und war auch zur Urteilsverkündung nicht erschienen. Sein Anwalt hatte das damit begründet, dass der ehemalige Präsident den New Yorkern den grossen logistischen Aufwand ersparen wollte, der mit einer Reise in die Ostküstenmetropole und den zentralen Bezirk Manhattan verbunden gewesen wäre.
Carroll hatte den Vergewaltigungsvorwurf 2019 in einem Buchauszug öffentlich gemacht. Trump reagierte damals unter anderem mit der Bemerkung, Carroll sei nicht sein Typ. Er warf der ehemaligen Kolumnistin des Magazins «Elle» auch vor, nur den Verkauf ihres Buches ankurbeln zu wollen. Die Schriftstellerin klagte daraufhin gegen Trump – zunächst wegen Verleumdung, weil er sie als Lügnerin dargestellt habe. Ein neues New Yorker Gesetz machte zuletzt die Erweiterung um den Vorwurf der – durch die Vergewaltigung verursachten – Körperverletzung möglich.