«Hallo, hier ist Nawalny.» Er ist wieder da. Alexej Nawalny hat sich mit einem Youtube-Video zurückgemeldet. Auch Interviews gibt er wieder fleissig. Vor rund zwei Monaten ist der russische Oppositionspolitiker vergiftet worden.
Er überlebte nur knapp. «Ich bin mir sicher, dass hinter meiner Vergiftung Wladimir Putin steckt», sagt Nawalny in dem Video. Er wirkt frisch und kampfeslustig, fast wie früher. Nur abgemagert ist der 44-jährige Oppositionspolitiker.
Der Skandal um seine Vergiftung hat dafür gesorgt, dass Nawalny viel bekannter ist als vorher.
Der Giftanschlag hat ihn zwar fast umgebracht, politisch aber neue Möglichkeiten eröffnet. Das sieht der russische Politologe Wladimir Gelman ähnlich. «Der Skandal um seine Vergiftung hat dafür gesorgt, dass Nawalny viel bekannter ist als vorher. Als politische Figur steht er jetzt auf einer Stufe mit Wladimir Putin.»
Nawalnys Anhänger sehen die politische Lage schon als Zweikampf: Putin gegen Nawalny. Das scheint etwas hoch gegriffen. Denn der Einfluss der beiden ist sehr ungleich verteilt. Der Staatschef kontrolliert die Medien, die Gerichte, die Wahlkommissionen und nicht zuletzt die Geheimdienste.
«Nawalnys wichtigste Ressource ist seine Stimme; dass er mit den Bürgern das Gespräch sucht», sagt Politologe Gelman. Bekannt geworden ist Nawalny schon vor Jahren mit seinen Videos, in denen er Kreml-Beamte der Korruption beschuldigt. Was sein politisches Programm betrifft, ist er flexibel.
Dem Kreml ist die ganze Situation sehr unangenehm. Er muss sich rechtfertigen.
Früher liebäugelte er mit nationalistischen Kräften. In den letzten Jahren tritt er eher mit linken Forderungen auf. Was ihn auszeichnet: Er ist der einzige Politiker, der Wladimir Putins Macht offen infrage stellt. Politologe Gelman sagt: «Dem Kreml ist die ganze Situation sehr unangenehm. Er muss sich rechtfertigen, muss sich mit Nawalny auseinandersetzen.»
In der russischen Gesellschaft scheint das Interesse an Nawalny seit seiner Vergiftung stark gewachsen. Ein Interview, das Nawalny einem bekannten Videoblogger gegeben hat, wurde über 17 Millionen Mal angeklickt. Nawalny selbst denkt schon an seine Rückkehr. «Hiermit bestätige ich: Ich werde nach Russland zurückkehren. Etwas anderes kommt gar nicht infrage.»