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Verheerender Brand in London Bericht zur Grenfell-Katastrophe: «Inkompetenz und Profitgier»

  • Eine öffentliche Untersuchung zur verheerenden Brandkatastrophe im Londoner Grenfell Tower 2017 hat schwere Versäumnisse von Regierung, Bauindustrie und den am Umbau beteiligten Firmen festgestellt.
  • Die Hauptverantwortung liegt bei den Unternehmen, die an der Wartung und Sanierung des 24-stöckigen Wohnhochhauses beteiligt waren, wie aus dem Abschlussbericht hervorgeht.
  • Zudem kritisierten die Verfasser neben den Behörden auf lokaler und nationaler Ebene auch Firmen, die brennbare Fassadenverkleidungen fälschlicherweise als sicher vermarktet hätten.

Inkompetenz und Profitgier: Mehr als sieben Jahre nach dem verheerenden Brand in dem Londoner Hochhaus Grenfell Tower hat ein Untersuchungsbericht Behörden und Unternehmen ein vernichtendes Zeugnis ausgestellt.

Video
Archiv: Grenfell Tower-Inferno: Untersuchungsbericht belastet Feuerwehr
Aus Tagesschau vom 30.10.2019.
abspielen. Laufzeit 2 Minuten 18 Sekunden.

Bei dem Feuer im Stadtteil North Kensington im Juni 2017 starben 72 Menschen. Der im 4. Stockwerk ausgebrochene Brand hatte sich rasend schnell über die Fassade des 24-stöckigen Sozialbaus ausgebreitet. Dabei hatte vor allem die Fassadenverkleidung eine fatale Rolle gespielt, wie sich bei der seit Jahren laufenden Untersuchung herausstellte.

Fassadenteile wirkten wie Brandbeschleuniger

Die Fassade war erst kurz vor dem Unglück mit einer Isolierung und Verkleidung versehen worden, um den bereits 1974 fertig gestellten Wohnturm ansehnlicher und energetisch effizienter zu machen. Doch die Fassadenteile aus Aluminium mit Kunststoffkern waren völlig ungeeignet und wirkten wie Brandbeschleuniger.

Die simple Wahrheit ist, dass die Todesfälle allesamt vermeidbar waren.
Autor: Martin Moore-Bick Vorsitzender der Untersuchung

Dass sie dennoch installiert wurden, lag an einer schier endlosen Kette von Fehlverhalten und Versagen von Behörden und Unternehmen, wie aus dem aktuellen Bericht hervorgeht. So wurden Brandschutzbestimmungen lax ausgelegt, Testergebnisse manipuliert oder falsch dargestellt und Warnungen in den Wind geschlagen.

Ergebnis jahrzehntelangen Versagens

«Die simple Wahrheit ist, dass die Todesfälle allesamt vermeidbar waren», sagte der Vorsitzende der Untersuchung, Martin Moore-Bick. Die Katastrophe sei «das Ergebnis jahrzehntelangen Versagens» der Zentralregierung und anderer verantwortlicher Stellen hinsichtlich der Verwendung brennbaren Materials an den Aussenmauern von Hochhäusern. Ursache sei in erster Linie Inkompetenz gewesen, in manchen Fällen aber auch Profitgier.

Bewohner wurden im Schlaf überrascht

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Nach Angaben der Polizei war das verheerende Feuer von einem defekten Kühlschrank im vierten Stock ausgegangen. Die Bewohner des Grenfell Towers wurden im Schlaf überrascht. Mehrere Menschen vor Ort hatten damals gesagt, es habe keinen Feueralarm gegeben. In den oberen Stockwerken hatten eingeschlossene Bewohnende um Hilfe gerufen. Augenzeugen zufolge sollen in der Verzweiflung auch Kinder aus dem Haus geworfen worden sein. Der Brand gilt als einer der schwersten in der britischen Hauptstadt seit Jahrzehnten.

Auch der Feuerwehr wurden schwere Fehler angelastet. So hatte sie den Menschen viel zu lange dazu geraten, in dem brennenden Gebäude zu bleiben und auf Hilfe zu warten. Dabei zeichnete sich schnell ab, dass die Flammen rasch den ganzen Tower erfassen werden. Für viele wurden ihre Wohnungen zur Todesfalle.

Brennendes Hochhaus
Legende: Vor sieben Jahren hat der Grenfell-Tower in London gebrannt. Das Feuer hat 72 Menschen das Leben gekostet. REUTERS/Toby Melville

Keine strafrechtlichen Konsequenzen

Viele Überlebende und Hinterbliebene fordern seit langem Konsequenzen. Doch strafrechtliche Folgen hat die jahrelange Untersuchung nicht. Es sei nun an den Ermittlungsbehörden, Anklagen gegen die Verantwortlichen zu erheben, sagte eine Vertreterin von Überlebenden und Angehörigen. Ob und wann es dazu kommen wird, ist ungewiss. Ein Polizeisprecher kündigte an, der Bericht werde nun geprüft, das könne jedoch bis zu 18 Monate in Anspruch nehmen.

Betroffenheit von Premier Starmer

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Premierminister Keir Starmer zeigte sich bei einer Stellungnahme im Parlament nach Veröffentlichung des Berichts betroffen. «Ich möchte mit einer Entschuldigung im Namen des britischen Staats bei jedem Einzelnen von Ihnen und allen Familien der von dieser Tragödie Betroffenen beginnen: Es hätte nie geschehen dürfen», sagte der Labour-Politiker. Es müsse volle Rechenschaftspflicht geben und Grenfell als Prüfstein für künftige Gebäudesicherheit dienen. 

Grossbritannien müsse sich auch die Frage stellen, was für ein Land es sein wolle, so der Premier weiter. Die Bewohner des Grenfell Towers – einem Sozialbau in einem der reichsten Teile des Landes – seien aufgrund von ihrem sozialen Status und ihrer Herkunft wiederholt mit ihren Bedenken missachtet worden. «Das ging unglaublicherweise sogar nach dem Unglück weiter», so Starmer.

SRF 4 News, 4.9.2024, 13 Uhr ; 

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