- Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat ihre letzte Bastion in Syrien verloren.
- Die nahe der irakischen Grenzen gelegene Stadt Albu Kamal ist zurückerobert worden. Das meldet die syrische Armee.
- Die militärische Niederlage bedeutet nicht das Ende der Extremisten. Die Nato warnt sogar vor einer wachsenden Gefahr von Anschlägen.
«Die Befreiung von Albu Kamal ist von grosser Bedeutung, da sie das Scheitern des Projekts der IS-Terrorgruppe in der Region bedeutet», erklärte die syrische Armee. Die irakischen Regierungstruppen haben der IS-Miliz kürzlich auch den nahegelegenen Grenzübergang Al-Kaim abgenommen.
In Syrien ist die IS-Miliz damit nur noch in den Vierteln Jarmuk und Hayar al-Aswad am Rande von Damaskus und in einigen Gebieten der zentralen Provinz Homs und der südlichen Region Deraa präsent. Im Irak bleibt dem IS die Ortschaft Rawa.
Der Islamische Staat ist damit in der Defensive, doch warnen Experten, dass IS-Zellen auch nach dem Verlust der letzten Gebiete weiter eine Bedrohung darstellen werden.
Mehr Terrorangriffe in Europa möglich
Aus den Gebietsverlusten des IS könnte die Gefahr von Anschlägen wachsen. «Unsere Arbeit ist nicht getan», sagte Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg zum Auftakt eines Treffens der Anti-IS-Koalition in Brüssel. «Während der IS Gebiete verliert, könnte er versuchen, seine Bedeutung zu beweisen, in dem er Terrorangriffe in der Region und darüber hinaus verstärkt, auch hier in Europa.»
Auch US-Verteidigungsminister James Mattis warnte die Verbündeten: «Trotz der Erfolge ist unser Kampf nicht vorbei.» Frankreichs Präsident Emmanuel Macron erklärte während eines Besuchs bei französischen Truppen in Abu Dhabi, der Kampf gegen den IS könne in anderen Teilen der Welt noch Jahre weitergehen.
Seit zwei Jahren auf dem Rückzug
Die IS-Miliz hatte im Juni 2014 ein «Kalifat» in grossen Teilen Syriens und Iraks ausgerufen. Sie hatten zuvor in einer Blitzoffensive die irakische Armee und die kurdischen Truppen bis vor Erbil und Bagdad zurückgedrängt. Seit 2015 sind die Dschihadisten aber auf dem Rückzug, und zuletzt wurden sie im Irak und Syrien aus einer Stadt nach der anderen vertrieben.
Von Russland und Hisbollah unterstützt
Nach Tikrit, Ramadi und Falludscha verlor die Extremistengruppe im Juli auch die nordirakische Grossstadt Mossul. In kurzer Folge fielen danach die irakischen Städte Tal Afar und Hawidscha an die Regierungstruppen. Und im Oktober nahm ein kurdisch-arabisches Bündnis nach viermonatiger Belagerung auch die syrische IS-Hochburg Raka ein.
Die Kämpfe verlagerten sich daraufhin auf die syrisch-irakische Grenzregion, wo die IS-Miliz ihre letzten Rückzugsgebiete hatte. Nachdem vergangene Woche die ostsyrische Grossstadt Deir Essor an die syrische Armee gefallen war, nahm sie Albu Kamal ins Visier und schloss die Stadt am Mittwoch ein. Unterstützt wurde sie dabei durch Angriffe der russischen Luftwaffe.
Laut der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte in Grossbritannien sind auch die libanesische Hisbollah-Miliz, die iranischen Revolutionsgarden sowie irakische Milizen an der Offensive beteiligt. Sie hätten das Rückgrat der Regierungstruppen gebildet, erklärte die oppositionsnahe Organisation, die über zahlreiche Quellen vor Ort verfügt.