Darum geht es: Italien führt ab Montag 2G ein – an vielen Aktivitäten kann also nur noch teilnehmen, wer geimpft oder genesen ist. Ein Test reicht für Ungeimpfte nicht mehr, sie müssen auf den Kaffee in der Bar oder das Fussballspiel im Stadion verzichten. Die Verschärfung erfolgt, obschon Italien in der Pandemie derzeit relativ gut dasteht, nachdem 3G schon vor drei Monaten ziemlich flächendeckend eingeführt wurde. «Die Infektionszahlen steigen wieder leicht an – und man will der Bevölkerung die Normalität dank 2G lassen», sagt Elisabeth Pongratz, ARD-Korrespondentin in Rom.
Das gilt neu in Italien: Wer in einer Bar oder in einem Restaurant etwas konsumieren will, braucht den «Super Greenpass», wie die 2G-Ausführung vom Greenpass genannt wird. Dasselbe gilt für einen Besuch in einer Disco, eines Kinos, eines Sportstadions, eines Fitnesscenters oder einer öffentlichen Veranstaltung. 3G – also der Greenpass – gilt wie bis anhin im öffentlichen Fernverkehr, in Überland-Bussen oder am Arbeitsplatz. Neu gilt 3G auch im öffentlichen Nahverkehr oder für Hotelgäste. Um die Einhaltung der Regeln sicherzustellen, sollen die Kontrollen verstärkt werden. Verfehlungen werden mit empfindlichen Bussen geahndet.
So reagieren die Unternehmen: Italien habe die Vorgaben seit dem Sommer langsam, aber stetig verschärft, sagt Pongratz. Dabei sei den Ungeimpften von der Ankündigung bis zur Einführung von Verschärfungen immer genügend Zeit gelassen worden, um sich noch impfen zu lassen. «Ministerpräsident Mario Draghi kündigte schon im Februar an, das oberste Ziel sei, möglichst viele Menschen zu impfen», so Pongratz. Nur so komme man aus der Pandemie heraus, nur so sei ein einigermassen normales Leben möglich, so der Premier. Entsprechend unterstützten denn auch Unternehmen wie Gewerkschaften das Vorgehen der Regierung.
Die meisten Menschen stehen hinter dem Kurs der Regierung von Mario Draghi.
So reagiert die Bevölkerung: Derzeit sind rund 87 Prozent der über 12-Jährigen geimpft, die Boosterimpfung ist in vollem Gange. «Entsprechend stehen die meisten Menschen hinter dem Regierungskurs», stellt die ARD-Korrespondentin fest. Das zeigten Umfragen. Aber natürlich gebe es auch Massnahmen- und Impfgegner in Italien, die regelmässig für Proteste zusammenkommen. «Gemessen an der Gesamtbevölkerung sind das aber relativ wenige.»
Das ist die Strategie: «In Italien will man eine generelle Impfpflicht vermeiden», sagt Pongratz. Um trotzdem möglichst viele Menschen vom Impfen zu überzeugen, sei die Strategie der stetigen Verschärfungen mit den Zertifikaten (Greenpass) gewählt worden. So werde der Druck auf die Ungeimpften stetig erhöht, ohne sie aber zum Impfen im eigentlichen Sinne zu zwingen. Eingeführt worden sei eine Impfpflicht aber in einigen Berufsgruppen wie unter Pflegenden oder in Altersheimen. «Ab kommender Woche müssen sich ausserdem die Lehrerinnen und Lehrer sowie die Sicherheitskräfte impfen lassen», so die Korrespondentin.