Am EU-Innenministertreffen, an dem auch Bundesrätin Karin Keller-Sutter teilnehmen wird, werden die Minister beim Mittagessen zum ersten Mal über die Malta-Vereinbarung diskutieren. Dabei handelt es sich um eine Übergangslösung zur Verteilung von Bootsmigranten aus dem Mittelmeer. Am Dienstag wird zwar noch kein Durchbruch erwartet, doch äusserten mehrere EU-Diplomaten die Hoffnung, dass einige Staaten ihre Beteiligung an der Umverteilung ankündigen könnten.
Vor dem Treffen der Innenminister hat SRF mit Bundesrätin Karin Keller-Sutter gesprochen.
SRF: Macht die Schweiz beim Verteilschlüssel mit, der in Malta vorgeschlagen wurde?
Karin Keller-Sutter: Ich gehe davon aus, dass heute eine breite Diskussion über die verschiedenen Migrationsrouten und Modelle stattfinden wird. Und ich glaube noch nicht, dass dieses System wie es jetzt vorgeschlagen wird, mehrheitsfähig ist. Es ist auch mit Mängeln behaftet.
Der deutsche Innenminister Seehofer hat gesagt, es ist der kleine Beginn zu einer grossen Reform im europäischen Asylwesen. Will sich die Schweiz dem verschliessen?
Nein. Wir haben immer gesagt, dass wir für Solidarität sind. Dafür stehen wir auch mit Taten ein. Grundsätzlich sind wir für einen Verteilschlüssel, aber was hier vorgesehen ist, überzeugt nicht wirklich. Weil auch Personen auf ganz Europa verteilt werden, von denen man annehmen muss, dass sie keine Asylgründe haben. Ich spüre sehr viel Skepsis unter den EU-Mitgliedstaaten. Wir begrüssen aber, dass die Diskussion angestossen und geführt wird.
Wäre es nicht ein Zeichen in Sachen Solidarität gegenüber Italien?
Einerseits zeigten wir bereits viel Solidarität mit Italien und arbeiten viel mit unserem Nachbarland zusammen. Nächstes Wochenende treffe ich die italienische Ministerin, um bilaterale Gespräche zwischen der Schweiz und Italien zu führen. Aber wenn wir neue Mechanismen einführen, müssen sie dauerhaft sein und auch den anderen Migrationsrouten Rechnung tragen. Wie etwa jener über Griechenland, die wirklich Probleme bereitet. Ausserdem muss man an Spanien denken. Ich denke, es muss sich ein globales System finden, das auch den Staaten hilft, die am stärksten betroffen sind. Und ich glaube, am stärksten betroffen ist derzeit Griechenland.