- Seit August fliehen Angehörige der muslimischen Minderheit der Rohingya aus Burma nach Bangladesch – bislang sind es 650'000 Menschen.
- Obwohl die Spannungen im Konfliktgebiet weiterhin anhalten, sollen die Rohingya nun laut einem Abkommen zwischen Bangladesch und Burma zurückkehren.
- Zugang zur Konfliktregion hatte für lange Zeit nur das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) und ihre lokale Partnerorganisation, das burmesische Rote Kreuz.
«Für die Menschen im Konfliktgebiet ist die Krise ein Schock, eine Katastrophe», sagt Enrique Ochoa Fernandez-Lomana, der stellvertretende Chef des IKRK in Burma. In den letzten paar Monaten habe sich die Lage zwar ein wenig beruhigt, aber die Anspannung bleibe: «Alle fürchten noch mehr Gewalt, die verbliebenen Muslime, aber auch die Buddhisten, und jeder misstraut dem anderen.»
Angst und Misstrauen
Zwei Drittel aller Rohingya in Burma sind inzwischen aus dem Land geflohen, ein Drittel harrt weiterhin aus. Doch die Furcht vor der burmesischen Armee, die für schlimmste Gräueltaten verantwortlich gemacht wird, ist gross.
Früher haben die muslimischen Rohingya mit ihren buddhistischen Nachbarn gearbeitet, gehandelt, zusammengelebt – diese Balance wurde nun durch den Konflikt zerstört. Denn die geflohenen Rohingya machen ihre buddhistischen Nachbarn verantwortlich, mit der Armee gemeinsame Sache gemacht zu haben.
Zerstört sei im Konfliktgebiet jedoch noch viel mehr, sagt der IKRK-Mitarbeiter: «Die gesamte Wirtschaft ist zusammengebrochen. In der Stadt Maungdaw sind immer noch viele Läden geschlossen.»
Verbrannte Erde
Auf dem Land sehe die Situation noch schlimmer aus, sagt Fernandez-Lomana: «Märkte sind zerstört worden und die Leute fürchten sich rauszugehen. Weder Ware noch Geld ist im Umlauf.»
Das IKRK hat deshalb bislang Nahrungsmittel, Wasser, aber auch Geld und Kleintiere an 180'000 Leute verteilt. Andere Organisationen wie das Welternährungsprogramm haben erst vor kurzem Zugang zur Konfliktregion bekommen.
Obwohl viele Dörfer der Rohingya abgebrannt wurden und immer noch Leute über die Grenze nach Bangladesch fliehen, haben die Regierungen von Bangladesch und Burma inzwischen ein Abkommen unterzeichnet. Laut diesem sollen bereits ab dem 22. Januar die ersten Flüchtlinge nach Hause zurückkehren können.
Rückkehr – und dann?
Mark Silverman, ebenfalls vom IKRK, ist skeptisch: «Die Herausforderungen sind enorm. Wir sprechen von der Rückkehr von 650'000 Menschen. Wie organisiert man eine sichere und freiwillige Rückkehr für sie? Wohin sollen die Leute zurückkehren? Müssen sie in Übergangszentren und wenn ja, wie lange? Werden sie sich frei bewegen können?»
All das sind unbeantwortete Fragen. Und der Ursprung des Konflikts bleibt. Nämlich, dass die Rohingya bis heute staatenlos sind. Dazu steht im Abkommen nichts.