- In der Lombardei ist eine mit dem Coronavirus infizierte 77-jährige Frau gestorben.
- Zuvor war bereits ein 78-jähriger Patient in Padua in der norditalienischen Region Venetien den Folgen einer Coronavirus-Infektion erlegen.
- Am Samstagabend beschloss die italienische Regierung, die am stärksten betroffenen Städte im Norden des Landes abriegeln zu wollen.
«Das Betreten und Verlassen dieser Gebiete ist verboten», sagte Regierungschef Giuseppe Conte. Betroffen seien zunächst knapp ein Dutzend Orte südöstlich von Mailand mit etwa 50'000 Einwohnern sowie Vo' im benachbarten Venetien mit rund 3000 Bewohnern.
Wenn nötig mit Streitkräften
Conte kündigte die Notfallmassnahme nach Krisengesprächen mit der Zivilschutzbehörde des Landes an. «Das Ziel ist es, die Gesundheit der italienischen Bevölkerung zu schützen», sagt er. Zunächst sollten die Sicherheitskräfte die betroffenen Regionen abriegeln. «Wenn nötig, werden es auch die Streitkräfte sein», fügte Conte hinzu. Wer versuche, die Absperrungen zu umgehen, dem drohe «strafrechtliche Verfolgung». Er setze dennoch auf Verständnis der Bevölkerung.
Bei dem männlichen Todesopfer handelt es sich um einen Italiener, der zuvor positiv auf das Virus getestet worden war, sagte Italiens Gesundheitsminister Roberto Speranza. Der Mann sei wegen einer anderen Krankheit vor etwa zehn Tagen in einem Spital in der Region Venetien im Norden Italiens behandelt worden, erklärte der Minister weiter.
Inzwischen verstarb ein zweiter mit dem Coronavirus infizierter Patient. Es handelt es sich um eine 75-jährige Frau, die mit einem infizierten 38-jährigen Mann in der Lombardei in Kontakt gekommen sein könnte, teilten die italienischen Gesundheitsbehörden mit.
Der 38-jährige Italiener, der das Virus unwissentlich verbreitete, lag am Freitag in ernstem Zustand auf der Intensivstation des Krankenhauses.
Unklarheit über Weg des Virus
In der Kleinstadt Vo' in Venetien, in der der verstorbene 78-Jährige wohnte, seien strikte Massnahmen ergriffen worden, um eine Verbreitung des Virus zu verhindern, teilte der Präsident Venetiens, Luca Zaia, mit. Wie sich die
Menschen dort angesteckt haben, sei unklar. Es habe keinen Kontakt zu den Infizierten in der Lombardei gegeben.
Am Samstagmorgen hatten die Behörden noch zwei Infizierte in Venetien vermeldet und von insgesamt 29 jüngst erfassten Fällen in Italien gesprochen. Bis zum Abend wurden landesweit mehr als 70 Infektionen mit dem Virus Sars-CoV-2 erfasst. Zu den Infizierten zählen auch mehrere Ärzte und Krankenpfleger.
In der Lombardei gibt es nach Behördenangaben mittlerweile 46 Nachweise, in Venetien stieg die Anzahl der nachgewiesenen Infektionen auf zwölf. Am Abend wurde eine Ansteckung in der Region Piemont gemeldet, die mit dem Ausbruch in der Lombardei in Verbindung steht.
Damit ist Italien das europäische Land mit den weitaus meisten erfassten Sars-CoV-2-Infizierten. In Deutschland wurden bisher 16 Fälle gemeldet, in Frankreich 12, darunter ein Todesfall.
In zehn Gemeinden der Lombardei haben Schulen und ein Grossteil der Geschäfte bereits geschlossen. Rund 50'000 Einwohner wurden aufgerufen, möglichst zu Hause zu bleiben. Grossveranstaltungen wie Gottesdienste, Karnevalsfeste und Sportevents wurden verboten. Inzwischen gibt es auch Überlegungen, den noch bis am 25. Februar dauernden Karneval von Venedig eher zu beenden.