«Putin ist ein Raubtier»: In einer eindringlichen Rede griff Wolodimir Selenski Wladimir Putin frontal an und beschwor den Ernst der Lage für die Ukraine – und die Welt. Mit seinem flammenden Appell brachte der ukrainische Präsident das Davoser Publikum zu Standing Ovations. Welche Wirkung Selenskis Rede haben wird, ist noch offen. Klar ist schon jetzt: Sie wird in die Geschichte des WEF eingehen.
Ähnlich – oder fast noch grösser – war die mediale Aufmerksamkeit bei den beiden WEF-Auftritten von Donald Trump 2018 und 2020. Besonders Trumps erstes Stelldichein in Davos löste eine wahre Medienhysterie aus. In erster Linie nutzte der damalige US-Präsident das Forum als Werbeplattform für sein Land.
2019 war die internationale Klimajugend auf ihrem Höhepunkt und mit ihr ihre Galionsfigur Greta Thunberg. Entsprechend sorgte auch der WEF-Auftritt der damals 16-jährigen Schwedin für Furore.
2017: Vor dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und vor Corona war die Welt noch eine andere. Zum ersten Mal reiste ein chinesisches Staatsoberhaupt nach Davos. In seiner Eröffnungsrede sprach sich Xi Jinping gegen Abschottung und Protektionismus aus und teilte so auch einen Seitenhieb gegen den damals frisch gewählten US-Präsidenten Donald Trump aus.
Die Ukraine stand schon einmal am WEF im Fokus: «Wenn das keine Aggression ist, was ist dann eine Aggression?», fragte 2015 der damalige ukrainische Präsident Petro Poroschenko mit Blick auf die Kämpfe in der Ostukraine und bezichtige Russland der Aggression. Wie diese russische Aggression fortgeführt wurde, ist mittlerweile bekannt.
Dass die Welt vor zehn Jahren eine andere war, zeigt ein Blick auf den WEF-Auftritt des damaligen iranischen Präsidenten Hassan Rohani. Die Weltelite hörte zu, als Rohani deutlich machte, dass er die politischen und wirtschaftlichen Beziehungen zum Westen verbessern wolle.
Eine WEF-Teilnahme des russischen Präsidenten ist heute schwer vorstellbar. 2009 hielt Wladimir Putin, damals russischer Ministerpräsident, gar die Eröffnungsrede in Davos. Im Lichte der vorherrschenden Wirtschaftskrise warnte Putin vor Protektionismus und appellierte, nicht in Isolationismus und Egoismus zurückzufallen.
Fast zwei Dekaden vor Trump stattete mit Bill Clinton im Jahr 2000 erstmals ein US-Präsident Davos einen Besuch ab. Auch Clintons Visite sorgte freilich für viel Aufsehen. In seiner Rede trat Clinton als Verfechter des freien Welthandels auf.
Überschattet wurde der Auftritt von Krawallen von Globalisierungsgegnern. In Erinnerung blieb auch ein Abstecher des US-Präsidenten: Auf der Rückreise genehmigte sich Clinton auf einer Autobahnraststätte im Glarnerland eine Pizza.
Oft stehen in Davos Reden von einzelnen Protagonisten im Fokus. Für Aufsehen sorgte 1994 aber die Begegnung zwischen Palästinenserchef Yassir Arafat und dem israelischen Aussenminister Shimon Peres. Dabei einigten sich die beiden auf einen Vertragsentwurf über Gaza und Jericho.
1992 war ihr Treffen in Davos nicht mehr historisch, aber immer noch bemerkenswert: der erst zwei Jahre zuvor freigelassene Nelson Mandela und der damalige südafrikanische Staatspräsident Willem de Klerk. Ein Jahr später erhielten beide den Friedensnobelpreis.
1990, nur wenige Monate nach dem Fall der Berliner Mauer, trafen sich in Davos der Bundeskanzler Helmut Kohl und DDR-Ministerpräsident Hans Modrow.