Im Kongresszentrum von Davos, dem Herzen des Weltwirtschaftsforums WEF, herrscht ein ständiges Kommen und Gehen. Und so wechseln auch schnell mal die Erwartungen, je nachdem mit wem man gerade spricht.
Desinteresse des ETH-Präsidenten
Unter den vielen anwesenden Wissenschaftlern scheint das Interesse an Donald Trumps Besuch eher klein zu sein. Nicht anders ist die Position der ETH Zürich zu verstehen: Die wichtigste Universität der Schweiz hat in Davos ein reichhaltiges Programm auf die Beine gestellt und möchte trotz Trump in Ruhe damit weitermachen können. ETH-Präsident Lino Guzzella sagt: «Ich hoffe, dass er uns in unseren Veranstaltungen nicht stört. Es wäre schade, wenn ein grosser Auflauf stattfindet und alles blockiert wird.»
Kritik der Umweltschützerin
Politischer, aber auch kritischer wird es, sobald man mit Umweltschützerinnen spricht, etwa mit Jennifer Morgan, der Co-Chefin von Greenpeace International. Erwartungen habe sie keine. Ein Politiker wie Trump habe am WEF nichts zu suchen. «Ein Mann wie Trump, der alles vertritt, was in der Machtstruktur der Welt falsch läuft, sollte beim WEF keine Bühne bekommen», sagt sie.
Gewerkschafterin: Tiefe Erwartungen
In die gleiche Kerbe schlagen die Gewerkschaften am Weltwirtschaftsforum in Davos. Die dänische Gewerkschafterin Lisette Riisgaard erwartet grundsätzlich nichts. Trump schütze mit seiner jetzigen Politik ausschliesslich die USA. «Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist.»
Spannung beim US-Jungunternehmer
Die Kritik an Donald Trump, und seinem WEF-Besuch ist auch dem JungunternehmerJonathan Hursh aus Kalifornien nicht entgangen. Sein Präsident werde in Davos nichts anderes erzählen als bisher, ist er überzeugt. Trump und das WEF seien aber eine interessante Konstellation: «Die Werte, die das WEF bewirbt, passen nicht zu denen, die Trump vertritt.» Das mache die Sache spannend.
Erklärungsbedarf bei Economiesuisse
Trumps Besuch in Davos interessiert natürlich auch Schweizer Unternehmen. Monika Rühl, die Direktorin des Wirtschaftsverbands Economiesuisse, erwartet vom US-Präsidenten, dass er seine «America First»-Politik konkret erklärt.
Bisher habe man diese als abschottend und protektionistisch aufgenommen. «Das ist für die Schweiz schädlich.»
Der Ökonom übt Gelassenheit
Ökonomen wie der frühere EU-Kommissar und italienische Ministerpräsident Mario Monti sehen dem Besuch Trumps etwas gelassener entgegen. Grosse Erwartungen hat er nicht, sagt er. Dafür hoffe er, «dass der US-Präsident etwas internationale Luft schnuppert und merkt, dass die Welt mit der Abschottung der USA nichts anfangen kann».
Höchster Bündner hofft auf Dialog
Der höchste Bündner vor Ort, Regierungspräsident Mario Cavigelli sagt, er erwarte eine fulminante, rhetorische Rede Trumps. «Mich nimmt wunder, wie er sich hier tatsächlich benimmt. Wir leben von den Spannungen und unterschiedlichen Positionen. Wichtig ist, dass er hier ist und es einen Dialog gibt»
Viele unterschiedliche Erwartungen, Hoffnungen und Fragen zu Donald Trumps Besuch in Davos stehen also im Raum – je nachdem mit wem man am WEF gerade darüber spricht.