- Der Countdown läuft: Heute Abend stimmt das Parlament in London zum zweiten Mal über das Brexit-Abkommen ab.
- Zuvor haben sich die britische Premierministerin Theresa May und EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker auf einen Kompromiss geeinigt.
- Bis Ende 2020 wollen die EU und Grossbritannien eine Ersatzlösung finden, die den sogenannten Backstop ersetzen kann.
Müde und abgekämpft traten die britische Premierministerin Theresa May und EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker gegen Mitternacht vor die Medien. In der Politik bekomme man manchmal eine zweite Chance, das sei die zweite Chance, aber: Eine dritte werde es nicht geben, betonte Juncker.
Sollte das britische Parlament das Austrittsabkommen erneut ablehnen, sei es das gewesen; die EU sei zu keinen weiteren Verhandlungen und Konzessionen bereit.
Wirkung der Zusatzerklärung bleibt offen
Was liegt auf dem Tisch? Eine rechtlich verbindliche Zusatzerklärung, dass der Backstop für die irisch-nordirische Grenze erstens gar nie in Kraft treten soll. Dieser garantiert, dass die Grenze auf der irischen Insel unter allen Umständen so offen bleibt wie heute – er ist für die Brexit-Hardliner aber ungeniessbar. Sollte er gleichwohl in Kraft treten, soll das zweitens nicht ewig dauern.
May sieht darin eine rechtlich verbindliche Zusicherung, dass der Backstop nur zeitlich befristet in Kraft sein könne, wie sie betonte.
Doch ob sie mit ihrer Analyse Recht hat, ist fraglich, denn: Die Einigung sagt lediglich, sollte die EU nicht guten Willens sein und bewusst auf eine permanente Backstop-Lösung hinarbeiten, dann könne London ein Schiedsgericht anrufen. Das könnte am Schluss dazu führen, dass London den Backstop unilateral beenden kann. Und das sieht nicht nach einer griffigen Befristung des Backstop aus.
Ob das reicht, die Kritiker im britischen Parlament bei der heutigen Abstimmung überzeugen zu können? Diese forderten eigentlich eine Änderung des Austrittsabkommens. Das hat die EU aber immer abgelehnt.
So bleibt diese Zusatzerklärung, die zwar rechtlich verbindlich ist – deren Wirkung aber offen ist.